Ramon F. (25) machte mit seiner Raserbande die Zentralschweiz unsicher. Im Nissan GT-R (530 PS) prahlte er:
«Jetzt bin ich gerade 280 km/h gefahren!»

Die Raserbande blochte mehrmals mit Super-Sportwagen durch die Zentralschweiz. Dabei filmten sich die drei jungen Männer selbst. Am Donnerstag stand mit Ramon F. (25) einer von ihnen in Luzern vor Gericht.
Publiziert: 03.09.2020 um 23:05 Uhr
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Aktualisiert: 05.09.2020 um 09:58 Uhr
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Der Schweizer Ramon F.* (25) stand gestern vor Gericht.
Foto: Philippe Rossier
Anian Heierli

Mit gemieteten PS-Boliden bolzte die Raserbande durch die Zentralschweiz. Drei Jahre lang machten sie die Strassen unsicher, ohne erwischt zu werden. Bis die Polizei 2017 bei einer Hausdurchsuchung in Stansstad NW ein Handy mit belastenden Videos fand. Die drei Täter aus dem Kanton Nidwalden hatten ihre Tempo-Exzesse gefilmt. Mit teils deutlich mehr als 200 km/h jagten sie über Autobahnen in Uri, Nidwalden und Luzern. Der Fall machte damals schweizweit Schlagzeilen.

Mit Ramon F.* (25) stand einer von ihnen dafür am Donnerstag in Luzern vor Gericht. Auf einem der gesicherten Videos protzte der Schweizer: «Jetzt bin ich gerade 280 km/h gefahren.» Das war am 20. Oktober 2014 auf der A2 in Altdorf UR. Die Tatwaffe: ein gemieteter Nissan GT-R mit 530 PS. Angeklagt wird er aber «nur» für eine Tempo-Überschreitung mit 247 km/h. Die Gutachten-Einschätzung fusst auf dem Video.

«Es hat mich halt gereizt»

Vor Gericht zeigt sich F. geläutert. «Schnelle Autos waren halt ein Kindheitstraum», sagt der gelernte Autoschlosser. Der Richter will wissen, warum er denn mehrfach so schnell gefahren sei? Die Antwort: «Es hat mich halt einfach gereizt. Das hätte nie passieren dürfen. Es ist peinlich. Heute schämen wir uns.» Er und seine Freunde hätten schlicht nicht ans Risiko für sich und andere gedacht.

Am selben Tag im Oktober 2014 fuhr F. in Altdorf nochmals 125 km/h zu schnell. Zwei Jahre später im März wieder mindestens mit 200 km/h statt 120. Dieses Mal in Stans NW mit einem Mercedes-AMG GT S. Und trotzdem kommt der Raser mit einem blauen Auge davon. Staatsanwaltschaft und Verteidigung einigten sich auf zwei Jahre bedingt plus die Übernahme der Verfahrenskosten von 6510 Franken.

Nun will er eine Familie gründen

Dem verurteilten Raser kommt zugute, dass er gestand, sich nichts mehr zu Schulden kommen liess, einer geregelten Arbeit nachgeht und beim Psychologen war. Den Ausweis hat er seit einem Monat wieder. «Es tut mir leid», sagt er. «Das wird nicht mehr passieren.» In naher Zukunft will er eine Familie gründen.

Zwei weitere Mitglieder der Raserbande wurden bereits verurteilt. Ein Bosnier (27) erhielt eine bedingte Freiheitsstrafe von 22 Monaten und eine Busse von 1000 Franken. Er fuhr mit einem gemieteten Audi RS6 Avant immer wieder viel zu schnell. Einmal beschleunigte er in Stans auf 213 km/h. Ein weiterer Schweizer (24) fuhr mit demselben Audi 100 km/h in der 50er-Zone durch Luzern. Dabei bediente er sein Handy. Er erhielt eine Geldstrafe von 7200 Franken.

Weitere Insassen, welche die Tempo-Exzesse als Beifahrer filmten, haben sich nicht strafbar gemacht.

*Name geändert

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