Arzt rettet coronakranke Geflüchtete – und wird dafür bestraft
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Soll er Prix Courage bekommen?Arzt rettet coronakranke Geflüchtete – und wird bestraft

Prix Courage: Markus Fritzsche könnte Zulassung verlieren
Arzt will coronakranke Geflüchtete retten – und wird bestraft

Markus Fritzsche bekämpft Covid-19 in der Asylunterkunft. Soll er den diesjährigen Prix Courage erhalten?
Publiziert: 28.10.2020 um 09:03 Uhr
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Aktualisiert: 29.10.2020 um 13:05 Uhr
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Markus Fritzsche bekämpft Covid-19 in der Asylunterkunft. Er macht einen Coronafall in einer Unterkunft in Adliswil publik.
Foto: Beobachter
Andrea Haefely (Beobachter)

Markus Fritzsche ist Hausarzt und Epidemiologe. Im Auftrag des Kantons Zürich ist er seit Jahren für die medizinische Versorgung von abgewiesenen Asylbewerbern in einer Notunterkunft in Adliswil ZH zuständig. Anfang April schlugen er und andere Zürcher Ärzte Alarm: Die Zustände in den Asylunterkünften seien «katastrophal» und nicht ansatzweise coronatauglich.

«Der Kanton reagiert extrem dilettantisch auf die Bedrohung», liess sich Markus Fritzsche zitieren. Die für die Asylunterkunft zuständige Sicherheitsdirektion des Kantons Zürich sieht das anders. Man habe alles Nötige getan.

Zudem monierte Fritsche, dass in Asylunterkünften explizit nicht getestet werde. Der offizielle Grund: Flächendeckende Tests hätten den Vorgaben der Gesundheitsdirektion widersprochen.

Arzt rettet ein Leben – Kanton Zürich bestraft ihn

Als eine Frau in der Notunterkunft in Adliswil an Covid-19 erkrankte, wollte er sie in ein Spital überführen. Der Frau drohte Lebensgefahr.

Die Iranerin leidet an einer schweren rheumatischen Erkrankung und wird mit immununterdrückenden Medikamenten behandelt. Dennoch sei die Frau entgegen seiner Anordnung nicht ins Spital gebracht worden, genauso wenig wie ihr ebenfalls erkranktes einjähriges Kind, sagt Fritzsche. In seiner Not wandte er sich schliesslich an die Öffentlichkeit.

Kurz darauf entzog ihm die Zürcher Sicherheitsdirektion das Mandat als Asylarzt, er durfte seine Patienten in der Notunterkunft nicht mehr behandeln. Zudem wurde ihm von der Gesundheitsdirektion mit einer Anzeige wegen Berufsgeheimnisverletzung gedroht – die allerdings nie gemacht wurde. Er habe sich von der Asylbewerberin vom Berufsgeheimnis entbinden lassen, die entsprechenden Papiere lägen in seinem Safe, sagt Markus Fritzsche. Sein Anwalt bestätigt die Existenz der Dokumente. Statt vom Kanton für seinen Einsatz gelobt zu werden, droht Fritzsche schlimmstenfalls der Entzug seiner Praxisbewilligung.

Diese Frauen und Männer haben Mut bewiesen, Missstände aufgedeckt und Menschen gerettet. Hier sehen Sie die Porträts der Nominierten in der Übersicht.

Blick TV überträgt den Prix Courage live am Freitag, 30. Oktober, um 20 Uhr.

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