Voller Inbrunst sang der Schweizer Jugendchor an der Nationalfeier auf dem Rütli die Schweizer Hymne mit einem neuen Text. «Weisses Kreuz auf rotem Grund, unser Zeichen für den Bund…» lautet der Anfang der Fassung von Werner Widmer. Er hatte sich mit seiner Version bei einem Wettbewerb der Schweizerischen Gemeinnützigen Gesellschaft (SGG) durchgesetzt (BLICK berichtete).
SGG-Geschäftsleiter Lukas Niederberger freut sich. «Nebst dem Chor haben auch einige Besucherinnen und Besucher die neue Version mitgesungen», sagt er zu BLICK. «Viele haben aber einfach nur zugehört.» Pfiffe, wie man sie nicht ausschliessen konnte, habe es keine gegeben. Dafür grossen Applaus.
Dieses Jahr waren Ex-Bundesanwältin Carla del Ponte und Annemarie Huber-Hotz vom Schweizerischen Roten Kreuz Festrednerinnen auf dem Rütli. Warum sprach dieses Mal kein Bundesrat in der Wiege der Schweiz? Fürchtete sich der Bundesrat davor, die neue, stark kritisierte Hymne mitsingen zu müssen?
Lukas Niederberger verneint: «Es gibt keine Regel, dass ein Bundesrat auf dem Rütli die Festrede hält.» Anfänglich waren es meistens Regierungsräte aus der Zentralschweiz. Um die Nationalität der Feier zu zeigen, würden aber inzwischen Persönlichkeiten aus der ganzen Schweiz eingeladen. Niederberger: «Den aktuellen Bundespräsidenten Johann Schneider-Ammann hatten wir schon 2013 als Redner.» Vergangenes Jahr war es die damalige Bundespräsidentin Simonetta Sommaruga.
Hymne soll in vier Jahren vors Parlament kommen
Um die neue Version der Hymne bekannt zu machen, werde die SGG Gemeinden und Vereine ermuntern, diese zu verwenden oder wenigstens wie eine weitere Strophe an den traditionellen Text anzuhängen. In etwa vier Jahren möchte die SGG voraussichtlich via parlamentarischer Initiative das Parlament und auch das Schweizer Volk über die neue Version abstimmen lassen.
Der Plan der SGG, den traditionellen Schweizerpsalm durch einen zeitgemässeren Text zu ersetzen, war in konservativen Kreisen auf brüske Ablehnung gestossen. SGG-Präsident Jean-Daniel Gerber versicherte, dass die SGG offiziell immer die alte Hymne singen werde, bis nicht offiziell eine neue bestimmt sei.