Verkehrte Welt. Während die Rechte dem SRF lange vorgeworfen hat, das «Schweizer Rot Fernsehen» zu sein, beklagen sich nun ausgerechnet die Sozis.
Die SP-Spitze hat SRF-Chefredaktor Tristan Brenn und «Arena»-Moderator Jonas Projer einen gepfefferten Brief geschrieben. Titel: «Unausgewogene Themenwahl».
So habe das gestrige Thema «Der Notfallplan - müssen wir uns gegen Flüchtlinge wehren?», laut SP «das Fass zum überlaufen gebracht.»
Ständig würde die Politsendung «tendenziöse» Themen wählen, die «auf der rechten Agenda» stünden. Hier nennt die SP «Auto-Schweiz» oder «Brüssel greift an».
Bei Moderator Jonas Projer kommt die Kritik schlecht an. Er twittert in der Nacht auf heute: «Zu dieser - höflich gesagt - nicht korrekten Darstellung der @spschweiz nur drei Fragen».
- «Ist eine srfarena zur Frage, was die Chancen und Risiken der direkten Demokratie sind (Volkes Macht), eine rechte Sendung?»
- «Ist das Thema Flüchtlingskrise, das ganz Europa massiv beschäftigt, ein ‹rechtes› Thema? srfarena»
- «Ist eine srfarena, die sich dem Für und Wider des eigenen Unternehmens (SRG-Sendung) widmet, eine rechte Sendung?»
- «Bonusfrage: Ist eine #srfarena über das Sessionsthema (!) NAF (Die Auto-Schweiz) eine rechte Sendung? ... I rest my case.»
Die Sozialdemokraten scheinen Projer auf die Palme zu bringen. Jedenfalls lesen wir das aus den nächtlichen Tweets heraus.
«Die SP ist nicht mein Gegner»
Heute Morgen am Telefon kocht Projer die Emotionen aber herunter: «Ich bin nicht genervt. Die SP ist so wenig mein Gegner wie jede andere Partei», sagt er zu BLICK. «Dass Verbände und Parteien Druck aufsetzen, gehört zum Tagesgeschäft.» Dennoch bleibt der Moderator in der Sache hart: «Die Liste der SP scheint mir nicht korrekt.»
Im Brief, der von SP-Grössen wie Barbara Gysi, Beat Jans, Cédric Wermuth, Anita Fetz und Jacqueline Badran unterzeichnet ist, wird gefordert, dass sich die «Arena» auch Themen wie Panama Papers, der Altersreform 2020 oder den Tausenden von Jobs annimmt, die seit Anfang Jahr gestrichen wurden. «Diese Themen tangieren die Lebensrealität der Menschen weit stärker als die Frage, ob zwei Teenager ihrer Lehrerin die Hand schütteln sollen oder nicht.»
Warum machte Projer den Brief öffentlich?
Projer lässt den Vorwurf nicht gelten: «Die Panama Papers waren im Club drei Tage vorher ein Thema.» Man gucke eben auch auf die Aktualität und da sei der Asyl-Notfallplan halt ein Thema, zumal die Massnahmen am Donnerstag auch von SP-Bundesrätin Simonetta Sommaruga vorgestellt wurden.
Bleibt noch die Frage, warum Projer den SP-Brief überhaupt via Twitter öffentlich machte? «Im Begleit-E-Mail hat die SP geschrieben, dass es sich um einen ‹offenen Brief der SP Schweiz› handele. Sonst hätte ich das nicht veröffentlicht».
Update: Mittlerweile hat sich auch SP-Präsident Levrat zu Wort gemeldet, dessen Unterschrift auf dem obigen Brief fehlt.