Weil er Homöopathie gegen das Coronavirus empfiehlt
Sturm der Entrüstung gegen Nationalrat Portmann

Ein homöopathisches Mittel hilft «eine Corona-Infektion abschwächen», twitterte Hans-Peter Portmann. Und erntet heftigste Kritik. Der FDP-Nationalrat kontert: Mehr Abwehrkräfte würden sicherlich nicht schaden.
Publiziert: 29.02.2020 um 11:48 Uhr
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Aktualisiert: 04.03.2020 um 08:44 Uhr
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Nationalrat Hans-Peter-Portmann rät Corona-Infizierten, mit Homöopathie die Grippesysteme zu lindern.
Foto: THOMAS LUETHI
Nico Menzato

Aussenpolitiker Hans-Peter Portmann (57) begibt sich auf heikles medizinisches Eis. Am Freitagabend, am Tag, an dem der Bund aufgrund des Coronavirus die Notlage ausrief und alle Grossveranstaltungen verbot, twitterte der FDP-Nationalrat die Empfehlung, man solle doch mit Kügeli Symptome des gefährlichen Virus bekämpfen.

Portmann hat seinen Tweet mittlerweile gelöscht: Der Screenshot bleibt erhalten.

Der Zürcher empfiehlt das Mittelchen des französischen Herstellers Boiron – einer Firma mit einem jährlichen Umsatz von rund 600 Millionen Euro und fast 4000 Angestellten. Und bittet die Twitter-Gemeinde, seine Information breit zu streuen.

«Wer an Homöopathie glaubt, hat einen Dachschaden»

Dies passiert zwar – aber nicht so, wie es sich der Nationalrat wohl gewünscht hat. Portmann erntet einen Shitstorm! Über 150 Personen kritisierten seinen Tweet in teils scharfen Voten.

«Ihnen fehlt Bildung, wenn Sie die Gesellschaft mit solch gefährlichen Behauptungen in die Irre führen», echauffiert sich ein User. Und ein weiterer meint: «Eigentlich wäre jetzt eher der Zeitpunkt, klipp und klar darauf hinzuweisen, dass von homöopathischen Mitteln & Co keine Hilfe zu erwarten ist.»

Beda Stadler (69), emeritierter Professor für Immunologie, sagt auf BLICK-Anfrage, dass es bei jeder gesundheitlichen Krise Homöopathen gebe, welche versuchen, aus der Lage Profit zu schlagen. Das seien Abzocker, die alles noch viel schlimmer machen würden. «Wer heute immer noch glaubt, dass Homöopathie mehr bewirkt als ein Placebo-Effekt, hat einen Dachschaden», so Stadler.

Portmann: «Verlauf einer Grippe kann gelindert werden»

Portmann selbst sieht das ganz anders – und outet sich als Anhänger der Homöopathie. «Nicht als Ersatz für die Schulmedizin. Ich bin ein überzeugter Anhänger der Schulmedizin und mir ist bewusst, dass Homöopathie keine Krankheiten heilen kann», so der Zürcher.

Aber: Naturheilmittel könnten im Körper positive Prozesse auslösen und mithelfen, mehr Abwehrkräfte zu entwickeln. Etwa gegen Grippeviren wie auch das Coronavirus eines sei. «Auch der Verlauf einer Grippe kann mit Alternativmedizin gelindert werden – da bin ich überzeugt.»

Mit seinem Tweet mache er doch keine falsche Hoffnung im Kampf gegen das Coronavirus, so Portmanns Kommentar über die teils harschen Reaktionen auf Twitter. Er nehme regelmässig homöopathische Mittel und sei fast nie krank.

Auch das von ihm empfohlene Oscillococcinum habe er sich gekauft – falls er sich mit dem Coronavirus oder dem normalen Influenzavirus anstecken sollte. «Nützt es nichts, so schadet es nichts. Und das Gesundheitswesen wird auch nicht belastet.»

Coronavirus

Das Coronavirus beschäftigt aktuell die ganze Welt und täglich gibt es neue Entwicklungen. Alle aktuellen Informationen rund ums Thema gibt es im Coronavirus-Ticker.

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