Der Schlagabtausch zwischen SP und FDP geht in einer weitere Runde! «Herr Müller, kommen Sie raus aus Ihrem Schützengraben!», schreibt SP-Co-Generalsekretärin Flavia Wasserfallen in einem offenen Brief an FDP-Chef Philipp Müller.
FDP warnt vor «levratischer Schweiz»
Grund für das Schreiben: Am «Tag der FDP» letzten Samstag in Sursee LU nahm Müller die SP gezielt ins Visier. Er warnte in Anspielung auf den SP-Chef Christian Levrat vor einer «levratischen Schweiz» und kramte ein altes Zitat des früheren deutschen CSU-Politikers Fanz Josef Strauss hervor: «Irren ist menschlich, immer irren ist sozialdemokratisch.»
Und schon letzte Woche konterte die FDP eine SP-Pressekonferenz in Bern mit einer Gegen-Veranstaltung gegen «sozialistische Rezepte».
Müllers «Schweigen nach rechts»
Genug also, damit es der SP den Hut lupft! «In durchschaubarer Manier hauen Sie auf die ‹Roten› ein und schweigen nach rechts», kritisiert Flavia Wasserfallen den FDP-Chef in ihrem offenen Brief, der Blick.ch vorliegt. «Doch leider bleiben Sie in Ihrer Haue in verkrampfter Kalter-Krieger-Rhetorik haften.»
Müller verunglimpfe die SP-Rezepte pauschal statt in eine politische Debatte einzutreten, wirft Wasserfallen Müller vor.
«Ruhig bissig und derb»
Was die Umsetzung des Zuwanderungs-Artikels betrifft, solle Müller dem Stimmvolk «endlich reinen Wein einschenken», fordert Wasserfallen. «Beziehen Sie endlich Position und beenden Sie den Slalomkurs zwischen ‹harter Umsetzung der Masseneinwanderungsinitiative› mit gleichzeitiger ‹Rettung der Bilateralen›. Dass das nicht aufgeht, wissen alle, auch Sie selbst.»
Auch in der Frage der Energiewende zeigt Wasserfallen wenig Verständnis für die FDP. Müller solle doch bitte aufzeigen, weshalb seine Partei «die auch wirtschaftlich lukrative Energiewende bekämpft» und «zurück ins nukleare Steinzeitalter gehen möchte».
Wasserfallen nennt noch weitere Beispiele, die es zu diskutieren gelte. «Das darf ruhig bissig und derb sein», meint sie zu Müller, «aber bitte mit Inhalt!»
Zitat eines «Glücklosen»
Bissig – und nicht ganz ohne Spott – kontert Wasserfallen das Strauss-Zitat. Ein Zitat von einem Politiker, der 1980 «glücklos» als Kanzler-Kandidat gegen einen SPD-Kanzler angetreten sei.
Dies wohl in der Hoffnung, dass die FDP mit ihrer Kampfansage an die SP ebenso «glücklos» sein möge.
Denn dass sich die beiden Parteien einen echten Hahnenkampf liefern, kommt nicht von ungefähr. Müller hat den alten Gegensatz zwischen Kapitalismus und Sozialismus aufgekocht – und will die SP als zweitstärkste Partei ablösen.
SP als «wichtigster Gegenspieler»
Die SP sei der «wichtigste Gegenspieler», sagte Müller schon letzte Woche zu Blick.ch. Denn: «Bei den Wahlen im Herbst müssen die Wählerinnen und Wähler zwischen einer freisinnigen oder sozialistischen Schweiz entscheiden.»
Dementsprechend bietet die SP Müllers FDP nun auch Paroli. Wer den Hahnenkampf gewinnt, entscheidet sich am 18. Oktober an der Urne.