Mehr als eine halbe Stunde dauert das BLICK-Gespräch heute Morgen mit Luzi Stamm. Doch seine Geschichte, wie es dazu kam, dass er im letzten Dezember eine Million Euro Falschgeld ins Bundeshaus brachte, bleibt verwirrend und lückenhaft.
Deal auf der Raststätte
Der Sohn einer Freundin habe ihn nach Mailand gebeten. Auf einer Autobahn-Raststätte habe er den Koffer mit dem Falschgeld angenommen, erzählt Stamm. Woher das viele Geld kam, bleibt ein Rätsel. Von russischen Tätern aus dem Geldfälscherei-Milieu sagt Stamm zuerst. Später im Gespräch ergänzte er aber, dass er nicht glaube, dass die Täter aus Russland stammen würden.
Pikant: Stamm hat das Falschgeld über die Grenze in die Schweiz geschmuggelt, wie er ausführt. Wieso er dies tat, ist unklar. Wie der TV-Sender Tele M1 gestern berichtete, hat der 66-Jährige die Blüten während der Wintersession im Bundeshaus herumgetragen. Gegenüber BLICK sagt Stamm auch, er habe der Bundesanwaltschaft (BA) die Geschichte erzählt, das Geld an diesem Tag jedoch nicht dort abgegeben.
Diese bestätigt auf Anfrage, dass Stamm «mit einer Frage im Zusammenhang mit einem Klienten an die BA herangetreten» sei. Diese sei beantwortet worden. «Die BA führt in diesem Zusammenhang zurzeit kein Strafverfahren.»
Hat Stamm das Falschgeld unter der Matratze?
Wo sich die gefälschten Euro-Noten jetzt befinden, ist nicht klar. Gemäss Stamms Ausführungen müssten sie sich noch in seiner Obhut befinden. Oder er hat sie seinem Klienten zurückgeben. Denn plötzlich ist von einem «geplanten Deal in Amsterdam» die Rede. Mehr verrät Stamm jedoch nicht. Er sei von seinem Klienten bezahlt und werde diesen «sicherlich nicht ans Messer liefern».
Ob sich Stamm mit dieser Geschichte nicht selbst ans Messer liefert? Gut möglich, dass die Polizei beim Aargauer jetzt eine Hausdurchsuchung durchführt. Auch sein Kokain-Kauf diese Woche in der Berner Altstadt dürfte ein juristisches Nachspiel haben. Er nahm das Pulver zunächst mit ins Parlament. Danach meldete er sich bei der Berner Kantonspolizei.
Stamm wird mit seinen illegalen Aktionen für die SVP im Wahljahr zum Problem. «Er wirkt in letzter Zeit etwas verwirrt», sagte Nationalratskollege Andreas Glarner zu «Nau». Die nationalen Parteichefs sind beunruhigt und diskutierten die Causa bereits. Doch weder Präsident Albert Rösti noch Fraktionschef Thomas Aeschi wollen sich dazu äussern. Letzterer verwies aufs SVP-Generalsekretariat. Doch auch dort heisst es: Kein Kommentar.
SVP Aarau ist «in Sorge»
Beunruhigt ist hingegen die SVP Aargau. «Im Wissen um die grossen politischen Verdienste von Luzi Stamm verfolge ich die Medienberichterstattung mit Sorge», sagt der Präsident der SVP Aargau, Thomas Burgherr, zu BLICK. Er sei im Gespräch mit seinem Freund und Parteikollegen.
Ob Stamm die Legislatur noch beenden wird oder ob er von der SVP vorzeitig aus dem Verkehr gezogen werden muss, ist derzeit offen. Die SVP Aargau hat schon vor einiger Zeit dafür gesorgt, dass der Rechtsanwalt im Oktober nicht nochmals auf der SVP-Liste kandidieren kann – aus Rücksicht auf seine Gesundheit, wie es schon damals hiess.