Das Gewinnstreben innerhalb des Post-Konzerns treibt nicht nur bei der Postauto AG seltsame Blüten. Der Druck auf die Tochtergesellschaften der Post Schweiz, auf dem freien Markt Gewinne einzufahren, führte bei der Tochter Swiss Post Solutions (SPS) zu arbeitsrechtlichen Schwierigkeiten. Die SPS erledigt für Firmen die gesamte Postverarbeitung, vom Öffnen und Scannen der Briefe bis zur Couvertierung und dem Versand, beispielsweise von Rechnungen.
Auf Anfrage bestätigt Susanna Meierhans (55) vom Personalverband Transfair: «Ja, es gibt in der SPS Probleme mit der Einhaltung des Gesamtarbeitsvertrags (GAV). Das Gewinnstreben bei der Post hat in den verschiedenen Konzerngesellschaften Auswirkungen.» Man sei deshalb derzeit in Kontakt mit dem Postkonzern.
Die Post räumt ein, «bei SPS gab es Unstimmigkeiten in der Einsatzplanung der Mitarbeitenden. Wir sind diesbezüglich mit unseren Sozialpartnern im Kontakt und suchen gemeinsam nach Lösungen».
Unterschiedliche Löhne für den gleichen Job
Laut Insidern ist ein Trend festzustellen, Personal vom Mutterkonzern oder aktuell der Postfinance in Tochterunternehmen zu transferieren, in denen ein GAV mit schlechteren Arbeitsbedingungen und tieferen Löhnen gilt. Aktuell würde ein ganzer Betriebsteil mit rund 120 Mitarbeitenden der Belegsverarbeitung von der Postfinance zu SPS wechseln.
Die Sozialpartner haben für die Betroffenen Abfederungsmassnahmen ausgehandelt. So erhalten Arbeitnehmende in solchen Fällen während einer Übergangsfrist den bisherigen Lohn. Die Post betont, dass hier eine 21-monatige Lohngarantie bestehe, vom 1. Juni 2018 bis am 29. Februar 2020. Diese Regelung gehe deutlich über den GAV hinaus.
Und laut Post gebe es auch keine Strategie, Mitarbeiter bei Konzerngesellschaften mit günstigeren GAV arbeiten zu lassen. Im Wettbewerb sei eine «kontinuierliche Optimierung der bestehenden Organisation» aber unumgänglich.
Auch Bund trägt Schuld
Kritiker wie der Walliser CVP-Nationalrat Thomas Egger (50) monieren, der Bundesrat trage für diese Fehlentwicklung eine Mitverantwortung, denn er verlange von der Post in allen Geschäftsfeldern Renditen. Der Service-public-Gedanke komme zu kurz.
Jährlich 200 Millionen Franken Dividende erwartet der Bund von der Post. In Zeiten abnehmender Briefpost-Volumen, schwindender Margen bei der Paketpost und von Niedrigzinsen bei Postfinance ist es kein leichtes Unterfangen, genügend Gewinn zu erwirtschaften, um die Anforderungen zu erfüllen.
Susanne Ruoff (60) ist seit knapp sechs Jahren Chefin der Schweizerischen Post. Die Zürcherin war Primarlehrerin, studierte Wirtschaft und stieg bei IBM ein. Von 2009 bis 2012 war sie Chefin der Schweizer Niederlassung von British Telecom. Ruoff wohnt in Crans-Montana VS, ist verheiratet und Mutter zweier erwachsener Kinder.
Susanne Ruoff (60) ist seit knapp sechs Jahren Chefin der Schweizerischen Post. Die Zürcherin war Primarlehrerin, studierte Wirtschaft und stieg bei IBM ein. Von 2009 bis 2012 war sie Chefin der Schweizer Niederlassung von British Telecom. Ruoff wohnt in Crans-Montana VS, ist verheiratet und Mutter zweier erwachsener Kinder.