«Wir haben den Höhepunkt der Epidemie noch nicht erreicht»
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Keine Entwarnung von BAG-Koch
«Wir haben den Höhepunkt der Epidemie noch nicht erreicht»

Die Corona-Krise ist noch lange nicht ausgestanden. Nun unterstützt auch eine Forscher-Taskforce den Bundesrat. Diese will etwa mit einer App helfen. Die Polizei will derweil ihre Präsenz beim angesagten Schönwetter verstärken.
Publiziert: 02.04.2020 um 12:17 Uhr
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Aktualisiert: 04.04.2020 um 19:34 Uhr
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Matthias Egger, der Chef der neuen Forscher-Taskforce, war erstmals an der Corona-Medienkonferenz des Bundes mit dabei.
Foto: Keystone
Ruedi Studer

Am Mittwoch liess Wirtschaftsminister Guy Parmelin (60) die Hoffnung vieler Kleinstunternehmer auf finanzielle Unterstützung noch unerfüllt – erst nächste Woche will der Bundesrat über weitere Hilfen entscheiden. Bereits am Freitag hingegen will er die Summe für die Corona-Notkredite aufstocken. Und auch für die ausserfamiliäre Kinderbetreuung dürfte die Landesregierung ein Hilfspaket schnüren, da die Schulen wohl noch länger geschlossen bleiben.

Denn ausgestanden ist die Corona-Krise noch lange nicht. Gemäss der Plattform corona-data.ch sind in der Schweiz mittlerweile rund 18'000 Fälle bestätigt und gegen 500 Todesopfer zu verzeichnen. Auch die einzelnen Kantone informieren über ihre Fallzahlen. Das Bundesamt für Gesundheit vermeldet per 2. April derweil 18'267 positiv getestete und 432 verstorbene Personen.

Koch erhebt den Drohfinger

«Es ist noch zu früh, die Massnahmen zu lockern», sagte Daniel Koch (64) vom Bundesamt für Gesundheit an der Fachexperten-Medienkonferenz vom Donnerstag. Die Zunahme der bestätigten Neuinfizierten schwanke um etwa 1000 Fälle herum pro Tag. «Es ist kein steiler Anstieg mehr, aber immer noch eine beträchtliche Menge», so Koch. «Wir haben mit Sicherheit noch nicht den Höhepunkt der Epidemie erreicht.»

Koch warnte deshalb davor, beim nun angesagten schönen Wetter übers Wochenende über die Stränge zu schlagen. Man solle einfach auf den Balkon gehen oder einmal um den Häuserblock. Aber: «Vermeiden Sie auf jeden Fall Promenaden. Wenn sich herausstellt, dass solche Orte zu stark frequentiert werden, werden sie in den meisten Fällen von den lokalen Behörden gesperrt.»

Zudem hob er den Drohfinger: Man warte dieses Wochenende ab, wie sich die Leute verhalten würden. Danach werde die Politik allenfalls über weitere Massnahmen entscheiden.

Polizei verstärkt ihre Präsenz

Der Präsident der kantonalen Polizeikommandanten, Stefan Blättler, appellierte derweil eindringlich an die Bevölkerung, über Ostern zuhause zu bleiben und auf unnötige Reisen zu verzichten. «Die Einhaltung der Regeln ist überlebensnotwendig – auch bei schönstem Wetter!»

Die Polizei werde ihre Präsenz auf der Strasse auf Ostern hin ausbauen, warnte Blättler. Er appellierte auch an die Motorradfahrer: «Vermeiden Sie halsbrecherische Fahrten mit dem Motorrad!» Bei einem Unfall belaste man das Spitalwesen. «Nehmen Sie Verantwortung wahr für sich und andere. Gehen Sie keine Risiken ein.»

Forscher-Taskforce hofft auf App

An der Fachexperten-Medienkonferenz war erstmals auch der Leiter der nationalen Forscher-Taskforce, Matthias Egger, mit dabei.

Im Fokus stand dabei die Tracing-App Pepp-PT. Diese soll dazu beitragen, die Ausbreitung des Coronavirus in der Schweiz einzudämmen. Wann diese zur Verfügung steht, ist aber noch nicht klar.

Egger zeigte sich aber zuversichtlich, diese möglichst bald einsetzen zu können, sobald die datenschutzrechtlichen Fragen geklärt seien. Je früher die App eingesetzt werde, desto besser. «Alles, was dazu beiträgt, Infektionsketten zu unterbrechen, ist willkommen und sollte eingesetzt werden», so Egger.

Er zeigte sich überzeugt, dass die Bevölkerung die App auch nutzen werde, um bei der Eindämmung der Corona-Pandamie mitzuhelfen. Die Akzeptanz in der Schweizer Bevölkerung sei relativ gross: Er glaubt, dass rund 30 Prozent teilnehmen würden. «Das hätte einen wichtigen Effekt.»

Pepp-PT steht für Pan-European Privacy Preserving Proximity Tracing-Initiative. An der Entwicklung beteiligen sich Forscher und Entwickler aus acht Ländern. An Bord sind auch Wissenschaftler der ETH Lausanne. Die App soll ihre Nutzer warnen, wenn sie Kontakt zu Infizierten hatten. Die Betroffenen könnten sich dann umgehend zu Hause isolieren sowie einen Test auf Ansteckung in die Wege leiten.

Egger betonte, dass die Beteiligung sowohl für Infizierte wie auch für gesunde Nutzer freiwillig sei.

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