Er war erst wenige Monate ausser Amt, als Didier Burkhalter (58) die Schock-Diagnose erhielt: Er hat Krebs. Das Schicksal des alt Bundesrats macht betroffen – und es weckt traurige Erinnerungen. Burkhalter ist nicht der erste Bundesrat, der während oder nach seiner Amtszeit schwer erkrankt ist.
Während Sitzung kollabiert
Jean-Pascal Delamuraz (†62) musste 1998 nach 14 Jahren im Amt wegen einer Krebserkrankung zurücktreten. Nur sechs Monate nach seiner Demission starb er.
Zehn Jahre später bangte die Schweiz um Finanzminister Hans-Rudolf Merz (76), der von 2003 bis 2010 in der Regierung sass. Mitten im Sturm um die Finanzkrise und die UBS-Affäre erlitt er zu Hause einen Herz-Kreislauf-Kollaps, musste ins künstliche Koma versetzt und am Herz operiert werden.
Ein sehr ähnliches Schicksal erlitt Otto Stich (†85), von 1984 bis 1995 ebenfalls Finanzminister. Der SP-Bundesrat hatte einen Herz-Kreislauf-Kollaps – mitten in einer Sitzung. Er musste sich schliesslich einen Herzschrittmacher einsetzen lassen. Auch Joseph Deiss (73), von 1999 bis 2006 im Bundesrat, musste während seiner Amtszeit ins Spital eingeliefert werden.
Das Tempo setzt den Bundesräten zu
Für den Politologen und Bundeshaus-Kenner Claude Longchamp (61) ist klar: «Bundesrat ist ein Verschleissjob.» Zwanzig, ja sogar dreissig Jahre im Amt, wie das frühere Bundesräte waren, sei heute unvorstellbar. «Bundesräte sind heute Manager», sagt Longchamp. Manager, die sieben Tage die Woche 24 Stunden verfügbar sein müssen. Er habe bis zu 100 Stunden pro Woche gearbeitet, sagt zum Beispiel Didier Burkhalter.
Das Hauptproblem dabei sei «nicht unbedingt die Intensität, sondern die dauerhafte Intensität», sagt Longchamp. Sie könnten nicht abschalten: Das habe er schon von vielen Magistraten gehört.
Zusetzen würde den Bundesräten auch das Tempo. «Man muss heute sofort reagieren und sich unglaublich schnell auf neue Situationen einstellen können. Diese Beschleunigung wird völlig unterschätzt», sagt Longchamp. «Ich kenne Bundesräte, die im Amt gelitten haben.»