Müssen wir bald überall Masken tragen?
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Weitere Schritte geprüft:Müssen wir bald überall Maske tragen?

Auf das Obligatorium im ÖV könnte eines in Supermärkten folgen
Müssen wir bald überall Masken tragen?

Ab Montag gilt die landesweite Maskenpflicht im öffentlichen Verkehr. Doch bereits werden Stimmen laut, die ein weiterreichendes Obligatorium im gesamten öffentlichen Raum fordern.
Publiziert: 02.07.2020 um 23:05 Uhr
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Aktualisiert: 17.07.2020 um 15:06 Uhr
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Weil die Corona-Fallzahlen wieder steigen, hat Gesundheitsminister Alain Berset am Mittwoch ein Machtwort gesprochen.
Foto: Keystone
Daniel Ballmer und Ulrich Rotzinger

So kann es nicht weitergehen. Die Corona-Fallzahlen steigen wieder stetig an. Am Mittwoch meldete das Bundesamt für Gesundheit (BAG) 137 Neuinfektionen. Zu viel für den Bundesrat! Er hat dem steigenden Druck nachgegeben und gehandelt. Ab Montag gilt im öffentlichen Verkehr landesweit eine Maskenpflicht. Die Massnahme erscheint überfällig. Am Donnerstag wurden bereits wieder 116 neue Fälle gemeldet.

Doch reicht die Massnahme, um das Coronavirus wieder in den Griff zu bekommen? Die Kantonsärzte sind skeptisch. Geht es nach deren Präsident Rudolf Hauri (59), sollte bald nicht nur im ÖV Maskenpflicht gelten. Sondern im gesamten öffentlichen Raum.

Aus epidemiologischer Sicht empfehle sich eine Schutzmaske in allen Geschäften und allen Orten mit Menschenansammlungen, sagt Hauri gegenüber Radio SRF. Also zum Beispiel auch in Clubs oder Bars. Mit den Lockerungen habe man das Risiko von Ansteckungen in Clubs in Kauf genommen, so Hauri. Gerade in den vergangenen Tagen sind mehrere Fälle bekannt geworden, bei denen sich zahlreiche Besuchende mit dem Virus angesteckt haben.

Kantone prüfen bereits weitere Schritte

Auf kantonaler Ebene werden denn auch bereits Pläne für weitere Massnahmen geschmiedet. «Wir müssen darauf vorbereitet sein, wenn die Fallzahlen weiter ansteigen», sagt der St. Galler Gesundheitsdirektor Bruno Damann (63) gegenüber BLICK: «Ich könnte mir vorstellen, dass man beispielsweise in Clubs oder Bars eine Maskenpflicht einführt.» Sinnvoll könne ein solches Obligatorium dort sein, wo viele Menschen aufeinandertreffen.

«Bei zweiter Welle Maskenpflicht im Laden»
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Marcel Tanner bei Blick TV:Es wäre falsch, die Clubs zu schliessen

Am Samstag wird sich die St. Galler Regierung zu einer ausserordentlichen Sitzung treffen, um möglichst konkrete Massnahmen zu beschliessen. Der kantonale Krisenstab sei derzeit daran, Szenarien zu erarbeiten. So könnten auch Betriebe geschlossen werden, falls lokale Hotspots entdeckt würden. «Für diese Fälle müssen wir vorbereitet sein, um nicht unnötig Zeit zu verlieren», sagt Regierungspräsident Damann.

Selbst Detailhandel kann sich Maskenpflicht vorstellen

Nicht nur in der Politik, auch in der Wirtschaft steht eine Ausweitung der Maskenpflicht zur Diskussion. «Noch sind wir nicht für einen Mundschutz-Zwang in den Läden», sagt Dagmar Jenni (52), Direktorin der Swiss Retail Federation, dem Verband der mittelständischen Detailhändler. «Aber wenn die zweite Corona-Welle da ist, dann sind auch wir für eine Maskenpflicht im Laden.» Auf keinen Fall wolle man einen zweiten Lockdown: «Das würde einigen Läden das Genick brechen.»

Die Schweiz wäre mit einer weitreichenden Maskenpflicht kein Einzelfall. In mehreren Nachbarländern gilt die Vorgabe in Bars, im Bus oder beim Einkaufen. Für den Präsidenten der kantonalen Gesundheitsdirektoren, den Basler CVP-Regierungsrat Lukas Engelberger (45), ist die Maskenpflicht im Schweizer ÖV denn auch überfällig.

Eine weitergehende Maskenpflicht hält Engelberger zwar für verfrüht. Die Kantone müssten die weitere Entwicklung nun aber genau verfolgen: «Bei einer Verschärfung der Lage kann eine weitergehende Maskenpflicht zum Thema werden. Immerhin sind die neusten Zahlen doch beunruhigend.»

«Wir haben nicht viel Zeit»

Ähnlich beurteilt das Matthias Egger (63), Präsident der Corona-Taskforce des Bundes. «Ich würde nun abwarten, ob das Obligatorium im ÖV nicht auch allgemein dazu führt, dass die Leute Masken tragen, wenn es nötig ist», sagt er. «Aber viel Zeit haben wir nicht.» Die Schweiz befinde sich in einer kritischen Phase. «Die Entscheidungsträger müssen sich bewusst sein, dass die Übertragungen wieder rasant steigen können.»

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