In einer koordinierten Anti-Terror-Aktion haben die Bundesanwaltschaft und kantonale Strafverfolgungsbehörden am heutigen Dienstag zugeschlagen. An verschiedenen Orten in den Kantonen Zürich, Bern und Schaffhausen haben sie Hausdurchsuchungen durchgeführt und gegen insgesamt elf Personen ein Strafverfahren eingeleitet. Ermittelt wird wegen Verstosses gegen das Bundesgesetz über das Verbot von Terrororganisationen wie Al-Kaida und Islamischer Staat (IS), auch IS-Gesetz genannt.
Fünf Teenies unter den Beschuldigten
Unter den elf Personen im Fokus der Behörden befinden sich fünf Teenager. Vier davon kommen aus Winterthur, sie sind zwischen 15 und 17 Jahre alt. Der fünfte Jugendliche wohnt im Kanton Bern und ist 17 Jahre alt. Weil sie noch minderjährig sind, sind für die Strafuntersuchungen gegen sie die Jugendanwaltschaften Winterthur und Bern zuständig.
Bei einem der sechs Erwachsenen handelt es sich um Dschihad-Rückkehrer Vedad* (21) aus Winterthur, wie der «Tages-Anzeiger» berichtet. Er bestätigt damit Recherchen des BLICK. Vedad war mit seiner Schwester Edna* (20) an Weihnachten 2014 nach Syrien gereist. Sie wurden als erste Dschihad-Rückkehrer Anfang Jahres wegen Verstosses gegen das IS-Gesetz verurteilt. Beide kamen mit milden Strafen davon: Edna mit 10, Vedad mit 11 Monaten Gefängnis bedingt. Als Auflage müssen sie sich regelmässig bei der Gewaltschutz-Stelle der Kantonspolizei Zürich melden.
Die Bundesanwaltschaft ermittelt gegen Vedad und die weiteren fünf Erwachsenen zusätzlich wegen Verdachts der Unterstützung bzw. Beteiligung an einer kriminellen Organisation. Bei zwei Beschuldigten, darunter Dschihad-Rückkehrer Vedad, hat sie U-Haft beantragt.
Kein Anschlag in der Schweiz geplant
Gegen den Berner Jugendlichen wird derweil zusätzlich wegen Gewaltdarstellungen ermittelt und gegen die Zürcher Teenies darüber hinaus wegen Widerhandlungen gegen das Waffengesetz. Die Oberjugendanwaltschaft des Kantons Zürich will nicht konkretisieren, welche Waffen bei den Verdächtigen gefunden wurden. Auch die Frage, wie die islamistischen Terror-Gruppen konkret unterstützt wurden, mögen die Staatsanwälte nicht beantworten.
Die Bundesanwaltschaft gibt sich ebenfalls zugeknöpft. Sie teilt auf Nachfrage von BLICK lediglich mit, dass man bisher keine Anhaltspunkte dafür habe, «dass eine konkrete Aktion in der Schweiz geplant war». «Die laufenden Ermittlungen haben zum Ziel, die Rolle und die Absichten der Beschuldigten zu klären», so die Behörde weiter.
Rund 100 Beamte von Fedpol und den Kantonspolizeien Zürich, Bern und Schaffhausen standen bei den Razzien heute im Einsatz. Dazu kamen Vertreter der Jugendanwaltschaften und der Bundesanwaltschaft.
*Name geändert