Mieter-Streit war für Philipp S. zu viel
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In Psychiatrie eingeliefert:Mieter-Streit war für Philipp S. zu viel

Philipp S. (53) nach Motorsägen-Aktion in Spital eingeliefert
Nerv-Mieter mit den Nerven am Ende

Drei Mal versuchte die Vermieterin Philipp S.* aus der Wohnung in St. Moritz zu vertreiben. Sie schickte gar ihren Mann mit der Kettensäge. Das war zu viel für den Mieter. Er landete in der Psychiatrie.
Publiziert: 16.04.2021 um 09:07 Uhr
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Aktualisiert: 16.04.2021 um 17:15 Uhr
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Philipp S. ist momentan in der Psychiatrie stationiert. Er drohte, aus dem Fenster zu springen.
Foto: Zvg
Beat Michel

Philipp S. (53) kann nicht mehr. Ist verzweifelt. Mit den Nerven am Ende: «Die haben mich in die Psychiatrie gesteckt. Ich weiss nicht mehr weiter. Die Schmerzen bringen mich um.»

Der gebürtige St. Moritzer hätte anfangs April aus der Wohnung ausziehen sollen, weil er schon über ein Jahr die Miete nicht mehr bezahlt hatte. Seit dem 1. April gehört das Zweieinhalbzimmer-Appartement am Rande der Polo-Wiese einer neuen Besitzerin. Als Philipp S. trotzdem nicht auszieht und die Wohnung besetzt, schickte die neue Besitzerin ihren Mann mit einer Motorsäge vorbei, um die Wohnungstür aufzuschneiden und dem Nerv-Mieter Beine zu machen. Der invalide Kunstmaler wehrte sich mit einem langen Küchenmesser und einem Pfeilbogen.

«Während der dritten Attacke bin ich gestürzt und habe mich an den Rippen verletzt», erzählt er verzweifelt. «Am nächsten Tag stürzte ich erneut, weil ich vor Schmerzen ohnmächtig wurde. Mein Hausarzt brachte mich verletzt ins Spital Samedan», erzählt Philipp S.

Die Ärzte nähten dem IV-Rentner die Platzwunde am Hinterkopf und diagnostizierten eine Hirnerschütterung. Er sagt traurig: «Ich hatte furchtbare Kopfschmerzen. Weil gleich neben meinem Zimmer mit Presslufthämmer gelärmt wurde, konnte ich es fast nicht aushalten».

Er drohte, aus dem Fenster zu springen

Weil der Patient immer wieder schimpft und droht, wird es dem Personal bald zu viel. Als er am 12. April auch noch droht, aus dem Fenster zu springen, falls man ihm nicht besser hilft, wird Philipp S. wegen Selbstgefährdung verlegt.

«Sie kündigten mir gar nicht an, dass ich in die Psychiatrie komme», sagt er. «Ich glaubte, ich komme ins Kantonsspital Chur, weil ich da ein ruhiges Zimmer bekomme. Ich war naiv.»

Erst in der Psychiatrie Waldhaus in Chur realisiert der Patient, wo er gelandet ist. Und beklagt sich weiter: «Ich habe Mühe, auf dem Bett zu liegen. Es ist ja kein Spitalbett. Ich habe schlimme Rückenschmerzen.» Immerhin: Er erhält Antidepressiva und ein starkes Schmerzmittel. Eigentlich dürfte er auch nach Hause, aber er hat Angst.

«Von der Gehirnerschütterung habe ich starke Schwindelanfälle. Ich befürchte, dass ich wieder stürze» sagt er. «Ich möchte in die Schmerzklinik verlegt werden, damit ich eine Chance auf Heilung bekomme.»

Keine Motorsägen-Aktion mehr

Der Kunstmaler will trotz seiner Bettlägrigkeit weiter für seine Wohnung kämpfen. «Ich bin sicher, ich bekomme eine Mieterstreckung», sagt er. Er ist der Meinung, dass die Vorbesitzerin ihm noch viel Geld schuldet, weil er für sie gearbeitet habe – leider ohne Vertrag und Quittung. «Das reicht für zwei Jahre gratis wohnen», glaubt er. Er will sich das vor Gericht erstreiten. Grosse Chancen auf Erfolg hat er aber nicht.

Die neue Besitzerin hat mittlerweile der Kettensäge abgeschworen und sich mit der Vorbesitzerin verbündet. «Wir haben vor Gericht eine Räumungsklage deponiert», verrät sie gegenüber Blick. «Wir gehen jetzt den Weg des Gesetzes.»


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