Die Anspannung beim Bundesamt für Strassen (Astra) dürfte gross sein. Am Montag feiert die Astra-Brücke, eine fahrbare Baustellen-Brücke über der Autobahn, Feuertaufe im Morgenverkehr. Die Idee: Während unten gebaut wird, fahren oben die Autos möglichst normal weiter.
Vor zwei Jahren musste ein erstes Experiment mit der Brücke in Luterbach SO aber abgebrochen werden, weil unten zwar gebaut wurde. Aber oben nicht gefahren. Rund um die Astra-Brücke kam es damals zu einer gewaltigen Verstopfung der Autobahn A1. Jetzt startet also der zweite Versuch mit der Astra Bridge, dieses Mal auf der A1 bei Recherswil SO. Im Morgenverkehr am Montag blieb der grosse Stau vorerst aus. Blick hält dich auf dem Laufenden, ob der Verkehr auch zum Feierabend-Peak rollt.
Transporteur und SVP-Nationalrat Thomas Knutti hatte präventiv beim Uvek-Vorsteher Bundesrat Albert Rösti protestiert und sprach von einem «Debakel». Rösti hat bereits den Abbau der Brücke angekündigt, sollte das Prestigeprojekt erneut in die Hosen gehen.
Blick machte bereits den Test
Die Fehler beim Ersteinsatz habe man erkannt und ausgemerzt, heisst es vor dem zweiten Anlauf an diesem Wochenende auf der A1 bei Recherswil SO in Richtung Zürich vom Astra.
In den Nächten von Freitag bis Sonntag wurde die Brücke montiert und am Sonntagmorgen dem Verkehr übergeben. Mit dabei am Tag eins der Astra Bridge 2.0 ist Blick-Reporter Beat Michel auf dem Motorrad. Der Test fällt einigermassen positiv aus: Als grösstes Risiko erwiesen sich Autofahrer und Lastwagenchauffeure, die sich vor der Rampe fürchten.
Bei der Fahrt auf die Steigung macht der Töff einen Mini-Gumper, der schwarze Übergang aus weichem Kunststoff federt die etwa drei Zentimeter hohe Kante der Rampe nur beschränkt ab. Doch der Hüpfer fühlt sich kleiner an als der von 2022. Auch die darauffolgende Rampe ist weniger abenteuerlich als die Vorgängerin. Auffahrt und Abfahrt wurden 10 Meter verlängert. Der Blick-Reporter fährt mehrmals mit der erlaubten Höchstgeschwindigkeit von 60 km/h auf die Rampe.
Staugefahr Langsamfahrer
Bei der Beobachtung vom Rand der mobilen Brücke zeigen sich aber schnell Probleme, die zu Stau führen könnten: Trotz Sonntags-Fahrverbot sind einige Brummis unterwegs. Regelmässig verlangsamen LKW-Fahrer das Tempo bei der Auffahrt auf etwa 20 km/h, einzelne Chauffeure bremsen vor der Rampe fast bis zum Stillstand. Immer wenn das passiert, staut sich dahinter der Verkehr in einer Kettenreaktion mehrere Hundert Meter lang.
Auch einzelne Autofahrer bremsen kurz vor der Rampe ab. Ein Lenker schiesst dabei den Vogel ab: Nachdem er auf der Überholspur dem Vordermann auf wenige Meter aufgefahren war, hat er kurz vor der Rampe offenbar Panik. Er blinkt und versucht nach rechts auszuweichen. Das Hupkonzert der nachfolgenden Autos treibt ihn doch noch auf die Brücke.
Gefühlt bewegt sich die Situation vor der Brücke schon am Sonntag an der Grenze zu einem Stau entlang. Mehr Fahrzeuge pro Minute könnten die Stelle nicht passieren. Wie wird das also am Montag, während den Stosszeiten, wenn nicht nur Lastwagen mit Spezialbewilligungen unterwegs sind?
Braucht es Astra Bridge 3.0?
Die grössten Fehler vom ersten Mal sind zwar ausgemerzt. Nur: Wenn die Auto- und LKW-Fahrer dem neuen System nicht trauen und dennoch abbremsen, nützt das alles nichts.
Die Baustellenbrücke ist ein Prestigeprojekt des Bundesamts für Strassen Astra. Scheitert es wieder, ist das ein sehr teures Scheitern: Das Projekt hat bis jetzt 26 Millionen Franken gekostet. Funktioniert es dieses Mal wieder nicht, könnte es für das neuartige Konzept das Ende bedeuten – oder es kommt die Astra Bridge 3.