Gleich zum Auftakt sagte Staatschef Xi Jinping am Dienstag in einer Rede am Tiananmen-Platz, niemand könne «das chinesische Volk und die chinesische Nation auf ihrem Weg nach vorn stoppen». «Keine Kraft kann die Grundfeste dieser grossartigen Nation erschüttern», betonte er. Xi Jinping rief zur Einigkeit auf und versprach dem Milliardenvolk «noch mehr Wohlstand».
Riesige Militärparade zur Machtdemonstration
Die Feierlichkeiten starteten am Dienstagmorgen mit 70 Salutschüssen am Tiananmen-Platz. Zu der riesigen Militärparade am Platz des Himmlischen Friedens in Peking marschierten 15'000 Soldaten auf. Auch wurden 580 Panzer, andere Waffensysteme und nuklear bestückbare Interkontinentalraketen auf der Strasse des Ewigen Friedens aufgefahren. Mit der Militärschau will die kommunistische Führung nach Einschätzung von Experten militärische Stärke, ihren absoluten Machtanspruch und internationalen Gestaltungswillen demonstrieren.
Interkontinentalrakete und Hyperschallgleiter
Chinas Militär hat im Zuge der Parade erstmals eine neue Interkontinentalrakete und einen sehr schnellen Gleitflugkörper gezeigt. Als ein Höhepunkt wurde am Ende der Waffenschau die Dong Feng 41 (Ostwind) präsentiert.
Dies kann nach Expertenangaben mit bis zu zehn nuklearen Sprengköpfen bestückt in einer halben Stunde die USA erreichen. Sie zählt zu den mächtigsten Raketen in der Welt. Ihre Reichweite beträgt zwischen 12'000 und 15'000 Kilometer.
Die 21 Meter lange Rakete kann von mobilen Startrampen auf Lastwagen oder Zügen sowie aus Silos gestartet werden. Die Zahl der Sprengköpfe im chinesischen Nukleararsenal wird auf 290 geschätzt. Rund 180 bis 190 sollen für landgestützte Raketen sein, während die anderen von Schiffen oder U-Booten sowie von Flugzeugen gestartet werden können. Die USA hingegen verfügen über 6185 Atomsprengköpfe in ihrem Arsenal, so das Stockholmer Friedensforschungsinstitut (Sipri).
Mit Spannung war auch der neue Hyperschallgleiter DL-17 erwartet worden. Der Gleitflugkörper gilt als gefährliche Waffe, da er fünffache Schallgeschwindigkeit erreicht, niedrig fliegen und Luftabwehrsysteme überwinden kann. Der Gleiter kann mit konventionellen und atomaren Sprengköpfen ausgerüstet werden. Eine Standardrakete startet ihn, doch trennt sich der Gleiter mit einem eigenen Triebwerk bei einer bestimmten Höhe von dem Trägersystem und sucht sich sein Ziel.
Parade streng gesichert
Xi Jinping, der nach einer Verfassungsänderung auf Lebenszeit im Amt bleiben kann, wurde am Nationalfeiertag als unangefochtener Führer des Milliardenvolkes gefeiert. Die Parade war von hohen Sicherheitsvorkehrungen begleitet. Strassenzüge und Stadtviertel waren abgeriegelt. Nur geladene Gäste wurden nach strengen Sicherheitskontrollen zugelassen.
Polizei soll Demonstrationen unterdrücken
In Hongkong versuchte die Polizei derweil, mit einem Grossaufgebot neue Proteste zu unterbinden. Die Polizei der chinesischen Sonderverwaltungszone führte am Dienstag zahlreiche Sicherheitskontrollen auf Strassen und im öffentlichen Nahverkehr durch. Zwei U-Bahn-Stationen nahe Regierungsgebäuden blieben geschlossen.
Aus Sicherheitsgründen wohnten Regierungsvertreter von Hongkong am Dienstagmorgen einer feierlichen Zeremonie in einem Messezentrum bei. Üblicherweise fanden diese Zeremonien im Freien statt. Der Nationalfeiertag wurde abgeriegelt von der Öffentlichkeit begangen.
Im Messezentrum verfolgten geladene Gäste eine Flaggenzeremonie, die per Live-Stream übertragen wurde. Zwei Helikopter mit einer grossen chinesischen und einer kleineren Hongkonger Fahne flogen über den Hafen der früheren britischen Kronkolonie. Aus Angst vor Ausschreitungen waren Strassen gesperrt und U-Bahn-Stationen geschlossen.
Proteste am Nationalfeiertag
Demokratie-Aktivisten in Hongkong planen für den heutigen Dienstag neue Proteste. Sie wollen in der ehemaligen britischen Kronkolonie einen «Tag der Trauer» abhalten. Alle Bewohner der Metropole sollen deshalb schwarze Kleidung tragen. Erste Demonstranten zogen bereits am Morgen durch die Strassen. Ein grosser Protestmarsch war zuvor verboten worden.
In Hongkong gibt es seit Monaten Proteste aus Sorge vor einer wachsenden Einflussnahme der Regierung in Peking. Mit Blick auf die seit fünf Monaten anhaltenden Proteste in Hongkong forderte Xi Jinping am Dienstag «langfristige Stabilität» in der chinesischen Sonderverwaltungsregion. Er bekräftigte zugleich den Grundsatz «ein Land, zwei Systeme», nach dem die frühere britische Kronkolonie autonom regiert wird. Er betonte aber auch mit Blick auf Taiwan den Grundsatz der «friedlichen Wiedervereinigung». Peking betrachtet die demokratische Insel als Teil der Volksrepublik. «Der Kampf für eine vollständige Wiedervereinigung des Vaterlandes muss fortgesetzt werden», sagte der Staatsmann. (SDA)
Seit Monaten ziehen sich die Proteste in Hongkong hin. Hunderte regierungskritische Demonstranten blockieren unter anderem Flughäfen, U-Bahn und marschieren durch die Strassen. Die Polizei greift zu brutalen Mitteln, um sie zu stoppen. BLICK hält Sie im Newsticker auf dem laufenden.
Seit Monaten ziehen sich die Proteste in Hongkong hin. Hunderte regierungskritische Demonstranten blockieren unter anderem Flughäfen, U-Bahn und marschieren durch die Strassen. Die Polizei greift zu brutalen Mitteln, um sie zu stoppen. BLICK hält Sie im Newsticker auf dem laufenden.