«Wenn ich zuhause bin, nehme ich als erstes ein Bad»
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Natallia Hersche ist zurück:«Wenn ich zuhause bin, nehme ich als erstes ein Bad»

Natallia Hersche zurück in Zürich
«Ich hatte fünf Minuten zum Packen»

Die schweizerisch-belarussische Doppelbürgerin Natallia Hersche ist zurück in der Schweiz. Sie ist nach 17 Monaten Haft in Belarus freigekommen. Diese teilte Bundespräsident Ignazio Cassis am Freitag mit. Nun ist sie zurück in der Schweiz.
Publiziert: 18.02.2022 um 09:52 Uhr
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Aktualisiert: 18.02.2022 um 20:05 Uhr
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«Ich fühle mich gut – emotional und körperlich.» Natallia Hersche an der Pressekonferenz am Flughafen Zürich.
Foto: keystone-sda.ch

Nach fast eineinhalb Jahren Haft in belarussischen Strafanstalten wurde die schweizerisch-belarussische Doppelbürgerin Natallia Hersche am Freitag aus dem Gefängnis in Mogilev entlassen. Dies teilt Bundespräsident Ignazio Cassis (60, FDP) mit. Sie ist am frühen Abend in der Schweiz ankommen. Hersche wurde am Freitag gegen 17.30 Uhr in Zürich-Kloten am Flugzeug von Johannes Matyassy empfangen, dem stellvertretenden Staatssekretär im Eidgenössischen Departement für auswärtige Angelegenheiten (EDA) und Direktor der konsularischen Direktion.

An der Pressekonferenz am Flughafen Zürich sagte Hersche: «Ich fühle mich gut – emotional und körperlich.» Sie sei jetzt frei dank den Bemühungen der Schweizer Regierung. Und sie hoffe, dass die Schweiz sich auch für andere Menschen in den Gefängnissen von Belarus einsetzen werde. Zu ihrer Freilassung am Freitagmorgen äusserte sie sich wie folgt: «Heute Morgen um 6 Uhr wurde ich geweckt. Dann hatte ich fünf Minuten Zeit zum Frühstücken und fünf Minuten zum Packen. Da wusste ich, jetzt werde ich wohl freigelassen.»

Über die Zeit in Haft sagte Hersche, sie bereue nichts. Und: «Gott hat mir die Kraft zum Durchhalten gegeben». Auch weil sie im Gefängnis mit lautem Radio gefoltert worden sei, wie sie berichtet. Und sie freut sich auf ihr Zuhause: «Ich nehme ein Bad – das ist das erste was ich zuhause machen werde.» Aber auch Ungewissheit wartet auf sie in der Schweiz: «Ich weiss noch nicht, ob meine Beziehung das überlebt hat», antwortete sie auf eine Frage Blick.

«Grosse Freude»

Bundespräsident Cassis dankte allen involvierten Personen und äusserte sich erleichtert über die Nachricht der Freilassung: «Es ist eine grosse Freude für meine Mitarbeitenden und mich, dass Natallia Hersche nach all den Bemühungen endlich frei ist und in die Schweiz zurückkehren kann. Wir wünschen ihr auf ihrem weiteren Weg alles Gute und gute Gesundheit».

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Auch die die belarussische Oppositionsführerin Swetlana Tichanowskaja äusserste am Freitag auf Twitter ihre Freude über die Freilassung Hersches. Sie schrieb: «Ich bin so erleichtert, dass die schweizerisch-belarussische Staatsbürgerin Natallia Hersche zu ihren Lieben zurückkehren kann. Sie wurde freigelassen, nachdem sie 17 Monate unschuldig in Belarus inhaftiert war.»

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Hersche bedankt sich in Video «bei allen»

Auf Twitter kursiert am Freitagnachmittag ein Video von Hersche, das zeigt, wie sie mit der Schweizer Botschafterin in Belarus, Christine Honegger Zolotukhin, auf einem Sofa sitzt. Auf die Frage von einem Mann, wie sie sich fühle, antwortet sie: «Es ist ein gutes Gefühl, trotzdem bin ich etwas besorgt». Sie habe ganz vergessen, wie es ist in einem Flugzeug zu sitzen und was Fliegen bedeutet. Sie spricht auch Worte des Dankes aus: «Alle haben sich Sorgen um mich gemacht. Dafür bedanke ich mich bei allen.»

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Hersche hatte am 19. September 2020 in Minsk an einer Kundgebung gegen das Lukaschenko-Regime teilgenommen und war dabei verhaftet worden. Nach Angaben von Schweizer Menschenrechtsorganisationen wurde Hersche «in einem unfairen Schauprozess» im Dezember 2020 zu einer Gefängnisstrafe von zwei Jahren und sechs Monaten verurteilt.

Hersche wurde laut EDA in der Zeit der Inhaftierung im Rahmen des konsularischen Schutzes betreut. Vertreter der Schweizerischen Botschaft in Minsk besuchten die Inhaftierte demnach 14 Mal. Die Menschenrechtsorganisation Libereco hatte nach der Festnahme Hersches eine Petition mit 9500 Unterschriften beim EDA eingereicht. Cassis wurde damals aufgefordert, sich direkt beim belarussischen Präsidenten Lukaschenko um die Freilassung zu bemühen. (SDA/chs)

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