Wenn die Klasse eine Schülerin oder einen Schüler kleinmacht, richtet das bei der betroffenen Person Schaden an. Dass Menschen einander ausgrenzen, gibt es wohl seit jeher.
Erstmals benannt hat das Phänomen 1969 der Arzt Peter-Paul Heinemann. Der Schwede gilt als Begründer der Mobbing-Forschung. Persönliche Erfahrungen waren es, die ihn antrieben: Die Diskriminierung, die er als Kind in Nazi-Deutschland erleben musste und die Ausgrenzung seines schwarzen Adoptivsohns in Schweden. Er verwendete den Begriff Mobbing dafür, wenn eine Gruppe eine Person angreift, die von der Norm abweicht. Sein Anliegen war ein politisches: Heinemann bezog sich auf Einwandererfamilien, die unter Gruppengewalt leiden, weil sie «Abweichende» sind. Mobbing, das war damals Rassismus.
Mobbing rund um die Uhr
Heute gilt Mobbing als verbreitet in Schulen und am Arbeitsplatz und wird nicht mehr in erster Linie mit Rassismus verknüpft. Gesellschaftliche Gründe begünstigen Mobbing. Allen voran das Internet. Wurden Kinder früher auf dem Pausenplatz gemobbt, geschieht es heute rund um die Uhr. «Die junge Generation unterscheidet nicht mehr zwischen dem Leben offline und online», sagt Lulzana Musliu von Pro Juventute. Im Gegensatz zu früher endet Mobbing für ein Kind also nicht mehr, wenn es zu Hause ist.
Musliu weiss, dass beispielsweise Whatsapp-Gruppen erstellt werden, in dem ein bestimmtes Kind gemobbt wird – das Opfer dann extra der Gruppe hinzugefügt wird. Dass Instagram-Accounts unter dem Namen eines Mitschülers erstellt werden und da beschämende Fotos hochgeladen werden. Dass ein Mädchen seinem Freund intime Fotos schickt und die weiterverbreitet werden. Auch Leistungsdruck gilt als Risikofaktor für Mobbing. Laut Pisa-Studie ist heute jeder dritte Schüler gestresst.
Was tun? Pro Juventute versucht dort anzusetzen, wo etwas verändert werden könnte – beim Cybermobbing. Das soll unter Strafe gestellt werden. Wegen der präventiven Wirkung, aber auch als gesellschaftliches Bekenntnis: «Mobbing ist keine Bagatelle, sondern eine Form von psychischer Gewalt», so Lulzana Musliu.