Diese Woche sorgte der Grünen-Nationalrat Jonas Fricker für einen Skandal: Im Nationalrat wollte er auf die Zustände in der Massentierhaltung aufmerksam machen und lass aus seinem vorbereiteten Votum vor. Dann fiel der unmögliche Vergleich: Er behauptete, den Juden sei es unter Hitler besser gegangen als Schweinen bei uns (BLICK berichtete). Die Folge: Ein waschechter Shitstorm wurde entfacht!
Nun hat Fricker diesem selbst ein Ende gesetzt. Am Samstagabend gab er seinen Rücktritt bekannt (BLICK berichtete).
Präsident verstehts, Nachfolgerin hätte es lieber anders gehabt
Daniel Hölzle, Präsident der Aargauer Grünen, zollt Fricker in einem Interview mit «Tele M1» seinen «allergrössten Respekt». Er habe «die allergrösste Konsequenz aus seiner unhaltbaren Aussage gezogen», die «sicher falsch verstanden werden konnte». Hölzle lässt ob Entscheid aber auch Erleichterung durchblicken: «Jonas Fricker habe ich immer als verantwortungsvollen Politiker und guten Kollegen erlebt, der stets im Interesse der Partei gehandelt hat. Sein Entscheid, zurückzutreten, überrascht mich deshalb nicht. Dies hat er sicher auch für die Partei getan.» Zu Frickers Zukunft in der Partei kann Hölzle noch nichts sagen, schliesst aber eine weitere Zusammenarbeit nicht aus: »Es gibt hier sicher Optionen.»
Von Frickers Entscheid profitiert die Aargauer Grossrätin Irene Kälin. Sie rückt nun in den Nationalrat nach. Die Lenzburgerin hatte bei den Parlamentswahlen im Herbst 2015 nach Fricker die meisten Stimmen geholt. «Man wünscht sich natürlich, den Einzug in den Nationalrat auf anderem Weg zu schaffen», sagte sie zu «Tele M1».
«Die politischen Reihen wären ausgelichtet»
Auch unter Frickers Freunden versteht man den Entscheid. So schreibt eine Freundin auf Facebook: «Schade aber stark. Ich wünsche dir nur das Beste. Ich muss aber zugeben, dass mich diese Entscheidung traurig stimmt - du wirst ein grosser Verlust für den Nationalrat sein.» Jemand anderes: «Wenn alle so klar Verantwortung tragen würden, wären die politischen Reihen in der Welt sehr ausgelichtet».
Ein grosser Teil seiner Facebook-Freunde kritisiert Fricker aber auch. «Ein Rücktritt ist keine Form von Entschuldigung,» schreibt einer stellvertretend. Ein anderer: «Was bringt dir das? Du wurdest vom Volk gewählt für das Amt des Nationalrates, an der Wahl waren nicht nur beleidigte Leberwürste beteiligt. Arschbacken zukneifen und durchhalten, bis der Wind sich legt.»
Schock und Freiheit
Für viele ist die Nachricht auch ein Schock, sie können und wollen nicht wahrhaben, dass Fricker sich tatsächlich zurückzieht. «Ich hoffe, du machst einen Rücktritt von deinem Rücktritt!», kommentiert ein weiterer Freund auf Facebook das Rücktrittsschreiben.
Und was sagt Fricker selbst? Seit seinem Schreiben nichts. Dafür hat er nun ein neues Facebook-Profilbild, das einen fliegenden Vogel zeigt. «Ich bin frei», könnte dies heissen.
(vof/jmh)