Für den Bau einer Autobahn müssen einige Opfer erbracht werden. Häuser werden abgerissen und ganze Landstriche mit Beton übergossen. Im Quartier Stegbine in Raron im Kanton Wallis konnten die Bewohner immerhin ihre Häuser behalten. Doch das heisst nicht, dass sie dadurch erfreuter wären. Denn: Seit dem Baubeginn der Autobahn A9 klagen einige Bewohner über Risse in ihren Hauswänden, sowohl an den Innen- als auch an den Aussenwänden. Auch die Vorplätze und der Boden im Quartier auf der Nordseite der Autobahn sind teilweise deformiert.
Wie der «Walliser Bote» berichtet, seien von den Rissen keineswegs nur die älteren Häuser betroffen. Auch die Eigentümer von Neubauten klagen darüber. Seit dem Baubeginn der A9 berichten Bewohner von meterlangen und millimeterbreiten Rissen. Diese seien genau zu dem Zeitpunkt aufgetreten, als in unmittelbarer Nähe mit Grossbohrmaschinen Tiefbauarbeiten an der A9 durchgeführt wurden. Für die Bewohner ist darum klar: Die Schuld an den Rissen trägt allein die Autobahn! Auf Videos haben sie die Stärke der Vibration während der Bohrarbeiten festgehalten.
Auf der Nordseite gab es keine Rissaufnahmen
Die Behörden wurden erstmals im Januar 2020 eingeschaltet. Hauseigentümer informierten das kantonale Amt für Nationalstrassenbau (ANSB) über die Risse. Das ANSB versprach, ein Rissprotokoll aufzunehmen. Damit hatten die Bewohner auf der Südseite der Autobahnbaustelle schon Erfahrung. Dort wurden bereits 2013, also vor Baubeginn, solche Messungen gemacht. Auf der Nordseite, wo auch das Stegbinen-Quartier liegt, allerdings nicht. «Die Messungen und die Installation der Erschütterungsmessgeräte fanden grundsätzlich zu spät statt. Da waren die Schäden ja schon da», sagt ein Eigentümer dem «Walliser Boten».
Für Martin Hutter, Chef der Dienststelle für Nationalstrassenbau (DNSB) ist der Fall somit klar: «Gemäss der Beurteilung der von uns beigezogenen Experten betreffend Erschütterungen, Geologie und Grundwasserüberwachung kann auf der Nordseite der Baustelle aufgrund der zurzeit vorliegenden Informationen keine Verursachung von Rissen infolge Bauabeiten an der Autobahn A9 festgestellt werden.» Ihm zufolge wurde auf der Nordseite auf Messungen verzichtet, da zwischen der Baustelle und den Liegenschaften eine grosse Distanz herrscht und dazwischen noch die Rhone fliesst.
Beweislast für Nordseite ist schwieriger
14 Bewohnerinnen und Bewohner des Stegbinen-Quartiers auf der Nordseite haben bisher Schadensmeldungen wegen Rissen gemacht. Ob diese tatsächlich mit dem Bau der Autobahn zusammenhängen, wird zurzeit noch abgeklärt.
Die Bewohner im Süden, deren Häuser in unmittelbarer Nähe der Baustelle liegen, haben es diesbezüglich einfacher. Weil dort bereits Messungen gemacht wurden, müssen sie keinen Beweis erbringen, dass die Autobahn Schuld an den Rissen in ihren Hauswänden hat. So wurden dort bereits einige Schäden saniert. (ced)