Krebsliga und Onkologen fordern Anpassung der Triage-Kriterien
Ungeimpfte sollen hinten anstehen!

Die Auslastung der Schweizer Spitäler ist hoch. Die Plätze werden in manchen Kantonen knapp. Nun wird hitzig diskutiert, ob der Impfstatus bei der weiteren Verteilung der Intensivplätze eine Rolle spielen soll.
Publiziert: 11.12.2021 um 10:46 Uhr
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Aktualisiert: 11.12.2021 um 18:42 Uhr
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Sie verlieren aktuell den Kampf um die Intensivbetten: Risikopatienten, wie Krebskranke.
Foto: imago/epd
Janina Bauer

Wer kurzfristig die besten Überlebenschancen hat, bekommt das Bett. Das sind die Regeln, die aktuell in der Corona-Krise bei der Triage in Schweizer Spitälern gelten. Dadurch würden Krebspatienten gegenüber Ungeimpften benachteiligt, sagen nun zwei Organisationen – und fordern neue Regeln.

Jakob Passweg, Chefarzt für Hämatologie am Universitätsspital Basel und Präsident der Vereinigung gegen Krebs, Oncosuisse, sagt: «Im Fall einer Triage soll der Impfstatus in die Entscheidung, wer einen Platz auf der Intensivstation bekommt, einfliessen.» Es gehe nicht darum, Ungeimpfte zu diskriminieren, sondern um ein Druckmittel, um die Impfquote zu steigern – und um den Schutz von Risikopatienten: «Krebskranke und -Überlebende sind durch Ungeimpfte gefährdet.»

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Medizinische Behandlung ist Grundrecht

Auch Stefanie de Borba, Mediensprecherin der Krebsliga Schweiz, befürchtet, dass die Interessen von Krebspatienten bei den heutigen Triage-Richtlinien zu wenig berücksichtigt werden. «Die kurzfristigen Überlebenschancen von Krebskranken sind meistens schlechter. Zudem ist der Behandlungserfolg oft schwer vorherzusagen.» Sollte es in den kommenden Wochen zu einer harten Triage kommen, werde diese zuungunsten der Krebspatienten ausfallen, ist sich de Borba sicher.

Die Schweizerische Akademie der Medizinischen Wissenschaften (SAMW) hatte erst im September die Triage-Richtlinien angepasst. Sybille Ackermann leitet die dortige Ethikabteilung. Sie sagt: «Der Impfstatus per se darf kein Triage-Kriterium sein.» Das Grundrecht auf medizinische Behandlung könne nicht verspielt werden, auch nicht mit risikoreichem oder unsolidarischem Verhalten.

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Falsche Signale

Trotzdem spiele der Impfstatus schon heute eine Rolle: «Wer nicht geimpft ist, riskiert einen schwereren Verlauf der Covid-Erkrankung, was eine lange, aufwendige Intensivbehandlung bedeuten kann. Dieser erwartete Aufwand wird gemäss der Richtlinien in die Entscheidung einbezogen.» In einem Triage-Entscheid würde der Patient dann nicht auf die Intensivstation kommen, sondern palliativ behandelt werden. Ackermann betont, die SAMW empfehle «mit Nachdruck allen Personen, sich impfen zu lassen».

Krebsspezialist Jakob Passweg kritisiert dagegen, die Schweizerische Akademie der Medizinischen Wissenschaften sende mit ihrer Position falsche Signale an die Ungeimpften. «Ein 44-Jähriger, willentlich Ungeimpfter, weiss, dass er in bester Position für einen Intensivplatz ist, sollte er schwerst erkranken – und wiegt sich deshalb in Sicherheit.»

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