Kaschmir-Konflikt flammt neu auf
Indien setzt hunderte Menschen in Kaschmir fest

Nach der Aberkennung der Autonomierechte für die indische Kaschmir-Region sind in dem Gebiet Aktivisten zufolge Hunderte Lokalpolitiker, Separatistenführer und deren Helfer festgesetzt worden.
Publiziert: 08.08.2019 um 11:22 Uhr
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Aktualisiert: 08.08.2019 um 17:19 Uhr
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Ausgangssperre in Srinagar: Ein Mann liest vor einem geschlossenen Geschäft in der Sommerhauptstadt von Jammu und Kashmir eine Zeitung.

Inzwischen würden mindestens 400 Menschen in Hotels, Gästehäusern, Regierungsgebäuden und Privathäusern festgehalten, schrieb das Nachrichtenportal «India Today» am Donnerstag unter Berufung auf Aktivisten. Die Polizei bestätigte der Nachrichtenagentur DPA, dass politische Führer unter Hausarrest genommen worden seien, zu der Anzahl gab es keine Angaben.

Warum flammt der Konflikt jetzt neu auf?

Hintergrund der Krise ist die umstrittene Entscheidung der indischen Regierung, der Region Jammu und Kaschmir den Sonderstatus zu entziehen. Damit will Neu Delhi die mehrheitlich von Muslimen bewohnte Region stärker in das mehrheitlich hinduistische Indien integrieren. Viele Kaschmirer sind dagegen. Der Schritt sorgte auch für eine neue Krise mit dem Nachbarn Pakistan.

Pakistan stellt einzige Zugverbindung zu Indien ein

Nur wenige Tage nach der umstrittenen Aufhebung des Sonderstatus für die indisch-kontrollierte Kaschmir-Region hat Pakistan seine einzige Zugverbindung nach Indien vorübergehend eingestellt. Das teilte der Eisenbahnminister, Sheikh Rashid Ahmed, bei einer Pressekonferenz in Islamabad mit.

Der Samjhauta-Express, auch «Friedenszug» genannt, fährt üblicherweise zwei Mal in der Woche von der östlichen Stadt Lahore über den Wagah-Grenzübergang nach Neu Delhi. Am Mittwoch hatte das Nationale Sicherheitskomitee bereits erklärt, Islamabad werde seine diplomatischen Beziehungen zu dem Nachbarland erheblich einschränken. Zugleich wolle man den bilateralen Handel mit Indien aussetzen und bilaterale Abkommen überprüfen.

Am Donnerstag sagte der pakistanische Aussenminister Shah Mehmood Qureshi, der geplante Kartarpur-Grenzkorridor sei von den Massnahmen nicht betroffen. Dieser soll indischen Anhängern des Sikh-Glaubens den Besuch eines ihrer heiligsten Schreine im pakistanischen Kartarpur Sahib erleichtern. Eine Eröffnung ist für Herbst geplant.

Pakistan schliesst militärische Option vorerst aus

Pakistan hat eine militärische Reaktion auf die umstrittene Aufhebung des Sonderstatus für die indisch-kontrollierte Kaschmir-Region ausgeschlossen.

Man prüfe politische, diplomatische und rechtliche Optionen, sagte Aussenminister Shah Mehmood Qureshi. «Eine militärische Reaktion prüfen wir nicht», sagte Qureshi. Islamabad werde sich bald an den Uno-Sicherheitsrat wenden und würde auch eine Vermittlung etwa der Europäischen Union in dem Konflikt begrüssen. Der Luftraum über Pakistan solle geöffnet bleiben.

70 Jahre Kaschmir-Konflikt

Der Konflikt um Kaschmir dauert bereits mehr als 70 Jahre. Seitdem Britisch-Indien im Jahr 1947 unabhängig und in Indien und Pakistan geteilt wurde, streiten die beiden Länder um die gesamte Herrschaft über die Region und führten Kriege. Beide Atommächte beherrschen jeweils einen Teil von Kaschmir, ein weiterer Teil gehört zu China.

Die bisherige Autonomieregelung sicherte der indischen Kaschmir-Region unter anderem eine eigene Verfassung und Flagge sowie weitgehende Kompetenzen zu - mit Ausnahme der Aussen- und Verteidigungspolitik sowie der Telekommunikation.

Kaschmir-Konflikt

Der wiederaufgeflammte Konflikt um die Region Kaschmir an der indisch-pakistanischen Grenze reicht bis zur Unabhängigkeit des ehemaligen Britisch-Indien und der damit einhergehenden Abspaltung Pakistans im August 1947 zurück.

  • Zweimal, 1947 und 1965, führten Indien und Pakistan Kriege um die mehrheitlich muslimische Region. 1949 wurde Kaschmir von der Uno zwischen beiden Staaten aufgeteilt - beide beanspruchen die Region aber weiterhin zur Gänze.
     
  • 1999 standen die verfeindeten Atommächte am Rande eines dritten Krieges. Damals setzten sich vor allem die USA und die Uno für ein Ende der sechs Wochen dauernden Kämpfe ein, um einen Atomkrieg zu verhindern.
     
  • Indien wirft dem benachbarten Erzrivalen Pakistan Terrorunterstützung vor. An der De-Facto-Grenze kommt es immer wieder zu Gefechten zwischen pakistanischen und indischen Einheiten.
     
  • Auch Anschläge gibt es in der Region häufig. Seit 1989 kämpfen mehrere muslimische Rebellengruppen teils für die Unabhängigkeit Kaschmirs, teils für den Anschluss der Region an Pakistan. (SDA)

Der wiederaufgeflammte Konflikt um die Region Kaschmir an der indisch-pakistanischen Grenze reicht bis zur Unabhängigkeit des ehemaligen Britisch-Indien und der damit einhergehenden Abspaltung Pakistans im August 1947 zurück.

  • Zweimal, 1947 und 1965, führten Indien und Pakistan Kriege um die mehrheitlich muslimische Region. 1949 wurde Kaschmir von der Uno zwischen beiden Staaten aufgeteilt - beide beanspruchen die Region aber weiterhin zur Gänze.
     
  • 1999 standen die verfeindeten Atommächte am Rande eines dritten Krieges. Damals setzten sich vor allem die USA und die Uno für ein Ende der sechs Wochen dauernden Kämpfe ein, um einen Atomkrieg zu verhindern.
     
  • Indien wirft dem benachbarten Erzrivalen Pakistan Terrorunterstützung vor. An der De-Facto-Grenze kommt es immer wieder zu Gefechten zwischen pakistanischen und indischen Einheiten.
     
  • Auch Anschläge gibt es in der Region häufig. Seit 1989 kämpfen mehrere muslimische Rebellengruppen teils für die Unabhängigkeit Kaschmirs, teils für den Anschluss der Region an Pakistan. (SDA)

(SDA)

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