Horrorunfall von Röschenz BL blieb lange unbemerkt
Schützenlegende (†73) stirbt eingeklemmt bei Zielscheibe

Über Jahrzehnte hat sich der erfahrene Schütze († 73) für den Schiessport im Kanton Baselland eingesetzt, jetzt stirbt er im Zielraum seines Heimvereins in Röschenz BL – als Letzter beim Aufräumen nach einem Schiessanlass. Was genau passierte, ist noch ein Rätsel.
Publiziert: 22.04.2024 um 20:10 Uhr
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Aktualisiert: 23.04.2024 um 07:52 Uhr
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Während dem Schiessen ist immer eine von zwei Scheiben oben. Hier ist es gerade die sogenannte B-Scheibe. Ist der letzte Schuss gefallen, muss jemand die Scheiben entfernen und die Anlage gegen Regen abdecken. Beim Absenken ist der Unfall passiert.
Foto: localcities.ch

Als der tödliche Unfall passierte, war der Schiessanlass vom Samstagnachmittag bereits vorbei. Rund um das Schützenhaus Röschenz BL war es ruhig. Der erfahrene Schütze R.B.* (†73), ein langjähriges Mitglied des Schützenvereins, war am Samstag der letzte Mann auf Platz. Wie die Polizei Basel-Landschaft schreibt, beschäftigte er sich im Scheibenstand der Schiessanlage mit dem Absenken der Zielscheiben. Dabei wurde der Mann aus noch ungeklärten Gründen von einer Scheibe eingeklemmt, heisst es weiter. Der 73-Jährige habe dabei schwere Verletzungen erlitten und verstarb noch auf der Unfallstelle.

Als der Unfall passierte, war das Opfer alleine

Blick konnte mit einem Insider sprechen, der die Schiessanlage und den Verein genau kennt. Er sagt: «Der Mann holte die Scheiben runter, um sie zu verstauen. Weil er der letzte Mann auf Platz gewesen war, bemerkte niemand, dass etwas nicht stimmte. Es war schliesslich eine Familienangehörige, die den Notruf wählte, weil er zu Hause nicht auftauchte und auf seinem Mobiltelefon nicht erreichbar war.» Der eingeklemmte Mann wird also erst gesucht, als er daheim vermisst wird. 

Die Familie und die Mitglieder des Schützenvereins stehen unter Schock, sie wollen sich zum schrecklichen Unfall nicht äussern. Dass gerade R.B. ein solcher Unfall passiert ist, überrascht viele. Er war seit Jahrzehnten begeisterter Schütze und hat unzählige Anlässe, auch viele Grossanlässe, organisiert und tatkräftig unterstützt. Er hatte viel Erfahrung im Schiesssport. Trotzdem starb er offenbar bei der Manipulation der Scheiben-Anlage.

Ein erfahrener Schütze eines anderen Schiessclubs erklärt Blick, was an so einer Anlage gefährlich sein könnte. Das System der Wechselscheiben im Scheibenstand hat seine Tücken – beim Aufstellen, aber vor allem bei der Demontage. Die Zielscheiben sind auf Holzrahmen montiert, die wiederum stecken in Stahlrahmen, die miteinander über Umlenkrollen durch Seile verbunden sind. Kommt eine Scheibe runter, fährt die andere hoch. Den Wechsel kann ein Schütze auch vom Schiessstand aus per Knopfdruck auslösen. Nach dem Schiessen müssen die Holzrahmen mit den Papierscheiben wieder demontiert werden und die Anlage gegen Regen abgedeckt werden. Dabei passierte offenbar der tödliche Unfall.

Die Rahmen sollten auf gleicher Höhe sein

Der Experte erklärt die Tücke dabei: «Bei der Instruktion sage ich immer, dass bei der Demontage die beiden Rahmen auf gleicher Höhe sein sollten. Sonst ist die Kontrolle der Bewegung schwieriger, wenn der obere Rahmen plötzlich schwerer ist, als der untere.» Kritisch sei der Moment, wenn die Scheibe entfernt werde. «Ist man dann nicht aufmerksam und lehnt sich auch noch nach vorne, könnte der obere Stahlrahmen ins Genick sausen», so der erfahrene Schütze. 

Wie die Polizei schreibt, wird zum jetzigen Zeitpunkt Dritt- oder Fremdeinwirkung ausgeschlossen. Der genaue Unfallhergang ist aber noch unklar und wird durch die Polizei und die Staatsanwaltschaft Basel-Landschaft abgeklärt.

*Name von der Redaktion geändert

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