«Brüeder, ich ha Termin! Ich ha Termin, Brüeder, ciao!» – mit diesen Worten hat der Schaffhauser Yamal O.* (18) Zehntausende Social- Media-User amüsiert. Vergangenen April brauste der damals Minderjährige einem Polizeiauto mitten in Schaffhausen mit seinem E-Trotti davon, obwohl der Polizist ihn mehrmals zum Anhalten aufforderte. Die Szene hat O. selbst gefilmt, während er auf dem E-Trotti die Flucht ergriff.
Das Video ging auf verschiedenen Plattformen viral. Allein auf der Tiktok-Seite von «szene_isch_zueri» wurde es knapp 70'000-mal gelikt. «Es wurde richtig abgefeiert», sagt Yamal O. zu Blick. «Inzwischen wissen auch viele, dass ich der Fahrer war.» Dabei habe er das Video nie publik machen wollen: «Ich habe es Kollegen auf Snapchat geschickt. Die haben es dann verbreitet.»
Mehr E-Trotti-Vorfälle
In Hunderten von Kommentaren reagieren die Social-Media-User. Viele feierten die Unverfrorenheit des Filmenden und fragten sich: «Hetters echt zum Termin gschafft?» Andere wiederum erinnern an eine Schweizer Eigenart: «Pünktlichkeit isch halt sehr wichtig ide Schwiiz.»
Auf die Frage, was für einen dringenden Termin er hatte, will der Schaffhauser nicht sagen. Er bestätigt aber, dass er für den Polizisten auch nach Ende der Aufnahme nicht angehalten hat.
Mehrere Tatbestände
Nicht so lustig fand die Aktion die Schaffhauser Polizei. Sie leitete Ermittlungen ein und konnte den flüchtigen Fahrer Tage darauf schliesslich identifizieren. «Ich wurde verraten», sagt Yamal O. «Irgendwann tauchte die Polizei bei mir auf.» Der damals 17-Jährige musste auf den Polizeiposten und dort eine Aussage machen.
Die Jugendanwaltschaft des Kantons Schaffhausen wirft ihm mehrere Delikte vor: Führen eines Fahrzeugs in nicht vorschriftsgemässem Zustand – weil eine Bremse nicht richtig funktionierte, einfache Verletzung der Verkehrsregeln und Nichtbefolgen polizeilicher Weisungen. Das Verfahren läuft noch, so die Schaffhauser Jugendanwaltschaft auf Blick-Anfrage. Deshalb gibt es keine weiteren Auskünfte darüber.
Trotz drohenden Konsequenzen bereut Yamal O. seine Aktion nicht: «Die Anzeige ist nicht so schlimm. Es hat sich gelohnt, viele Leute zum Lachen zu bringen.» Ob er noch immer lacht, wenn von der Jugendanwaltschaft ein eingeschriebener Brief ins Haus flattert, bleibt offen.
* Name geändert