Der Friedhof am Hörnli in Riehen BS war heute Morgen abgesperrt. «Anlässlich der Gedenkfeier der russischen Föderation zum Ende des Zweiten Weltkriegs wurden ausserordentliche Sicherheitsvorkehrungen verordnet», hiess es auf einer Tafel vor dem Eingang. Schon am frühen Morgen war die Polizeipräsenz hoch.
Am 9. Mai wird in Russland der «Tag des Sieges» über Nazideutschland begangen. Die russische Botschaft in der Schweiz feiert den Anlass seit einigen Jahren jeweils auf dem Hörnli-Friedhof – zusammen mit Vertretern anderer postsowjetischer Staaten. In diesem Jahr legten neben dem russischen Botschafter Sergei Garmonin offizielle Vertreter von Armenien, Aserbaidschan, Belarus, Kirgisistan und Tadschikistan Kränze nieder. Vom Besuch der Diplomaten auf dem Friedhof waren die Öffentlichkeit und die Medien jedoch ausgeschlossen.
Ab 9 Uhr besammelten sich vor dem Eingang des Friedhofs rund 80 Personen. Viele von ihnen sprachen Russisch, sangen melancholische Lieder, schwenkten Sowjetfahnen, trugen Porträts verstorbener Verwandter und zeigten das Sankt-Georgs-Band auf der Brust, ein russisches Militärabzeichen. Um 9.15 Uhr fuhr eine Töffgruppe vor. Auf ihren Lederkluften mit Wolfssymbol stand «russische Motorradfahrer». Sie parkierten ihre Maschinen demonstrativ vor dem Eingang des Friedhofs.
Gedenken an verstorbene Familienmitglieder
Im Gespräch betonten viele Besucher, dass es ihnen um die Erinnerung an im Zweiten Weltkrieg verstorbene Verwandte gehe. So sagte etwa Sergey Kanashin (56), der aus dem Kanton Zürich angereist war: «Meine beiden Grossväter starben 1941 im Krieg. Jede Familie in Russland hat jemanden verloren.» Deshalb sei der 9. Mai ein sehr wichtiges Datum für die Russen.
Stefan Bleiker (54) war mit seiner Frau, die ukrainischen Hintergrund hat, aus dem Kanton St. Gallen angereist. «Es ist Tradition, dass man das Gedenken an die Familie hochhält», betonte er. Gemäss Bleiker hat der Anlass nichts mit dem Krieg in der Ukraine zu tun. Im Zweiten Weltkrieg kämpften Russen und Ukrainer Seite an Seite, sagte er.
Nachdem die Diplomaten um 10.30 Uhr den Friedhof verlassen hatten, marschierte die Gruppe gemeinsam zum Grab, das an Gefallene der Roten Armee im Zweiten Weltkrieg erinnert. Dort gab es kurze Reden. Begraben sind in Riehen vier sowjetische Soldaten, die als Kriegsgefangene bei einem Fluchtversuch über den Rhein in die Schweiz ums Leben kamen. Seit 1966 kümmert sich die sowjetische respektive russische Botschaft in Bern um das Ehrenmal.
In diesem Jahr hatte der Regierungsrat von Basel-Stadt strenge Bedingungen für die Feier gestellt. Referenzen auf den Krieg waren untersagt. Am Anlass durften keine Kriegssymbole gezeigt werden, wie beispielsweise das in der Ukraine verwendete Z-Symbol. Gemäss Polizeisprecher Stefan Schmitt verlief der Anlass aus polizeilicher Sicht aber sehr ruhig.