EU-Ratspräsident Donald Tusk drohte daraufhin mit einer Reaktion: «Wenn die Vereinigten Staaten gegen Frankreich Zölle verhängen, wird die Europäische Union antworten», sagte er kurz vor Beginn des Gipfels in dem französischen Badeort am Atlantik.
Trump droht EU mit Zöllen
Frankreichs Staatspräsident Emmanuel Macron versuchte allerdings zu deeskalieren. Spannungen beim Handel seien «schlecht für alle», sagte er in einer Fernsehansprache. Kurz vor Beginn des Gipfels in Biarritz traf sich Macron zu einer zweistündigen Unterredung mit Trump. Das Gespräch sei sehr produktiv verlaufen, auch zu den Konfliktthemen Iran, Handel und Steuern, hiess es aus dem Umfeld von Macron.
Der Gipfel sieben führender Wirtschaftsmächte und der EU sollte am Abend in grosser Runde mit einem gemeinsamen Essen beginnen. An dem Treffen nehmen ausser Macron und Trump die deutsche Kanzlerin Angela Merkel sowie die Regierungschefs aus Grossbritannien, Italien sowie Kanada und Japan teil. Zudem vertritt Tusk die EU.
Proteste gegen G7-Gipfel
Bei den Protesten gegen den Gipfel gab es am frühen Abend erste Ausschreitungen. In Bayonne, der Nachbarstadt von Biarritz, kam es bei einer Demonstration von mehreren Hundert Gipfelgegnern zu Auseinandersetzungen mit der Polizei, die laut einer Reporterin der Nachrichtenagentur DPA Tränengas einsetzte, nachdem Steine geflogen waren.
Im 30 Kilometer von Biarritz entfernten Badeort Hendaye demonstrierten nach Angaben der Veranstalter etwa 15'000 Menschen friedlich. Der Gipfel wird von 13'000 Sicherheitskräften im weiträumig abgeriegelten Biarritz gesichert.
Diese drei stehen besonders im Fokus
Das Augenmerk liegt bei diesem Gipfel vor allem auf drei Teilnehmern: Donald Trump, der den letzten Gipfel per Twitter nachträglich platzen liess, indem er das Abschlussdokument für nichtig erklärte. Der britische Premierminister Boris Johnson, für den es die Premiere auf der grossen Gipfelbühne ist. Und Macron, der nach dem denkwürdigen Scheitern im vergangenen Jahr als Gastgeber nun vieles anders machen möchte. Unter anderem soll es kein klassisches Abschlussdokument mehr geben. Ob es tatsächlich dabei bleibt, war noch unklar.
Trump kritisiert Macrons Digitalsteuer
Macron und Trump trafen sich völlig überraschend schon vor Gipfelbeginn. Der US-Präsident gab sich dabei versöhnlich - ganz im Gegensatz zu seinem Abflug-Statement. «Wir haben eigentlich viel gemeinsam», sagte er auf der Terrasse des Hotel du Palais am Strand von Biarritz. Auch wenn es gelegentlich Differenzen gebe, verbinde ihn ein «besonderes Verhältnis» mit Macron.
Frankreich plant eine Steuer für globale Internet-Unternehmen, die auf grosse und international tätige Firmen wie Google, Amazon, Facebook und Apple abzielt. Weil viele der betroffenen Unternehmen ihren Sitz in den USA haben, ist Trump gegen die Steuer.
Handelskrieg mit China nimmt kein Ende
Bereits am Freitag hatte der US-Präsident im Handelskonflikt mit China die nächste Eskalationsstufe eingeläutet und angekündigt, dass die USA sämtliche Strafzölle auf Importe aus China um jeweils fünf Prozentpunkte anheben werden. Der Handelsstreit der beiden grössten Volkswirtschaften dürfte beim G7-Gipfel ebenfalls zur Sprache kommen.
G7 befasst sich mit Waldbränden im Amazonas
Kurzfristig hatte Macron auch die verheerenden Waldbränden in Südamerika auf die Tagesordnung gesetzt. Kanzlerin Angela Merkel erwartet dazu ein klares Signal der G7. «Wir werden uns damit beschäftigen, wie wir unterstützen und helfen können und einen klaren Aufruf dazu senden, dass alles getan werden muss, damit der Regenwald aufhört zu brennen», sagte sie. Macron habe Recht, wenn er sagt: «Unser Haus brennt.»
In Brasilien wüten derzeit die schwersten Waldbrände seit Jahren. In diesem Jahr nahmen die Feuer und Brandrodungen im grössten Land Südamerikas Medienberichten zufolge um 83 Prozent zu. Insgesamt sollen mehr als 70'000 Brände registriert worden sein.
Brasiliens Präsident Jair Bolsonaro wertet Macrons Initiative als Einmischung in innere Angelegenheiten. «Die brasilianische Regierung ist weiterhin offen für einen Dialog, der auf objektiven Daten und gegenseitigem Respekt beruht», schrieb er auf Twitter.
Steht Mercosur-Abkommen auf der Kippe?
Tusk befürchtet für den Fall von weiteren schweren Bränden im Amazonas-Regenwald ein Scheitern des Freihandelsabkommens mit dem lateinamerikanischen Staatenbund Mercosur. Wenn die brasilianische Regierung die Zerstörung der grünen Lunge des Planeten zulasse, sei es schwer vorstellbar, dass der für das Abkommen notwendige Ratifizierungsprozess harmonisch verlaufe, sagte Tusk.
Er spielte damit darauf an, dass Frankreich und Irland bereits ein Veto gegen den Deal zum Aufbau der weltweit grössten Freihandelszone angedroht haben. Bislang gibt es lediglich eine informelle Grundsatzeinigung über den Abschluss des Abkommens.
Der britische Premierminister Boris Johnson sprach sich dagegen aus, das Mercosur-Abkommen vom Streit über die Waldbrände abhängig zu machen.
Grossbritannien wird über das Handelsabkommen aber wahrscheinlich gar nicht mehr mitentscheiden, weil es zum 31. Oktober aus der EU austreten will. Inwieweit der Brexit am Rande des Gipfels ein Thema sein wird, war zunächst unklar.
Johnson beteuerte, nicht an einem Brexit ohne Abkommen interessiert zu sein: «Ich habe absolut klargemacht, dass ich keinen No-Deal-Brexit will.» Tusk sagte: «Ich hoffe immer noch, dass Premierminister Johnson nicht als Mr. No Deal in die Geschichte eingehen will.» (SDA)
Mercosur ist die Abkürzung für Mercado Común del Sur, zu Deutsch «Gemeinsamer Markt des Südens». Es handelt sich hierbei um einen Binnenmarkt der Länder Argentinien, Brasilien, Paraguay und Uruguay. Weitere Staaten wie Ecuador, Chile und Bolivien sind assoziiert.
Die Schweiz will ein Freihandelsabkommen mit den Mercosur-Staaten aushandeln. Denn so bekäme die Schweizer Wirtschaft Zugang zu einem Markt, der 260 Millionen Menschen und ungefähr 72 Prozent der Fläche Südamerikas umfasst. Hier liegt also ein gigantischer Absatzmarkt für die Schweiz.
Die EU ist schon weiter
Bis jetzt exportiert die Schweiz nur Waren und Dienstleistungen im Wert von vier Milliarden Franken in den Süden Amerikas. Das liegt gemäss des Wirtschaftsdachverbands Economiesuisse an den hohen Importzöllen. Durchschnittlich sieben Prozent Zoll muss zahlen, wer seine Waren im Mercosur-Raum verkaufen will. Es kann aber auch deutlich mehr sein – bis zu 35 Prozent. Solche Zölle würden mit einem Freihandelsabkommen schrittweise abgebaut.
Die EU hat mit den Mercosur-Staaten im Juni ein Freihandelsabkommen geschlossen. Das heisst: Schweizer Unternehmen sind gegenüber der EU-Konkurrenz massiv benachteiligt.
Schweiz auf der Zielgeraden?
Eine generelle Einigung wurde bereits erzielt, auch wenn noch nicht alle Details klar sind und noch nichts unterschrieben ist. Und dann muss auch das Parlament seinen Segen geben. Skepsis herrscht bei Linken und Bauern. Denn damit die Schweizer Maschinenindustrie und Dienstleister Südamerika erobern können, verlangen die Mercosur-Staaten im Gegenzug, dass ihre Agrarprodukte zollfrei in die Schweiz gelangen.
Und das ängstigt die Schweizer Bauern. Denn Brasilien und Argentinien sind Agrar-Riesen. Insbesondere bei der Rindfleisch-Produktion können es die hiesigen Landwirte nicht mit den Südamerikanern aufnehmen. (sf)
Mercosur ist die Abkürzung für Mercado Común del Sur, zu Deutsch «Gemeinsamer Markt des Südens». Es handelt sich hierbei um einen Binnenmarkt der Länder Argentinien, Brasilien, Paraguay und Uruguay. Weitere Staaten wie Ecuador, Chile und Bolivien sind assoziiert.
Die Schweiz will ein Freihandelsabkommen mit den Mercosur-Staaten aushandeln. Denn so bekäme die Schweizer Wirtschaft Zugang zu einem Markt, der 260 Millionen Menschen und ungefähr 72 Prozent der Fläche Südamerikas umfasst. Hier liegt also ein gigantischer Absatzmarkt für die Schweiz.
Die EU ist schon weiter
Bis jetzt exportiert die Schweiz nur Waren und Dienstleistungen im Wert von vier Milliarden Franken in den Süden Amerikas. Das liegt gemäss des Wirtschaftsdachverbands Economiesuisse an den hohen Importzöllen. Durchschnittlich sieben Prozent Zoll muss zahlen, wer seine Waren im Mercosur-Raum verkaufen will. Es kann aber auch deutlich mehr sein – bis zu 35 Prozent. Solche Zölle würden mit einem Freihandelsabkommen schrittweise abgebaut.
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Zur G7-Gruppe gehören
USA
Kanada
Japan
Deutschland
Frankreich
Grossbritannien
Italien
Das G7-Forum versucht Antworten auf globale Herausforderungen zu finden und ergänzt die wirtschaftspolitische Koordinierung der G20. Wegen der Verletzung der Souveränität und territorialen Unversehrtheit der Ukraine durch Russland findet seit 2014 das Format der Regierungschefs als G7 statt G8 statt.
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