Flut an Meldungen
Kinderpornografie: Mehr als 2000 neue Verdachtsfälle

Das Bundesamt für Polizei hat den Kantonen letztes Jahr Hunderte von Dossiers von Kinderpornografie zur Strafverfolgung übergeben. Es prüfte fast 16'000 Hinweise auf Pädokriminalität – so viele wie nie zuvor.
Publiziert: 00:29 Uhr
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Wer Bilder von Minderjährigen bei sexuellen Handlungen anschaut oder verbreitet, macht sich strafbar.
Foto: Shutterstock

Darum gehts

  • Fedpol übergibt 2038 Verdachtsfälle von Kinderpornografie an Kantone
  • Pädokriminelle gehen im digitalen Raum auf Jagd
  • Fast 16'000 Verdachtsmeldungen aus den USA in einem Jahr
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Andreas SchmidInlandredaktor

Pädophile Straftäter fordern das Bundesamt für Polizei (Fedpol) und die kantonalen Strafverfolgungsbehörden mehr denn je. Exakt 2038 Verdachtsfälle von Kinderpornografie gab das Fedpol im letzten Jahr für Ermittlungen an die zuständigen Kantone weiter.

Wer Bilder von Minderjährigen mit sexuellem Inhalt betrachtet oder verbreitet, macht sich strafbar. Noch härter geahndet werden Delikte von Pädophilen, die Kinderpornos produzieren oder Minderjährige zu sexuellen Handlungen nötigen.

Meldungen aus den USA

Die Zahl der mehr als 2000 Dossiers – sogenannte Rapporte –, die das Fedpol den Kantonen 2024 für Strafuntersuchungen übergeben hat, bewegt sich seit einigen Jahren auf ähnlicher Höhe. 2022 wurde mit 2055 Fällen der bisherige Höchststand erreicht.

Die Fedpol-Rapporte stützen sich auf Hinweise, die das Bundesamt von einer US-Organisation für Kinderschutz erhält. Internet- und Social-Media-Plattformen wie Google, Facebook, Instagram oder Snapchat sind verpflichtet, der gemeinnützigen Organisation verbotene pornografische Inhalte zu melden. Gibt es einen Bezug zur Schweiz, gehen die Informationen an das Fedpol weiter.

Letztes Jahr habe das Fedpol 15'736 Verdachtsmeldungen aus den USA erhalten, sagt Sprecherin Berina Repesa. «Im Vergleich zu den Vorjahren ist die Zahl weiter angestiegen.» 2021 waren es erst knapp 7200 Hinweise.

Grundlage für Ermittlungen

Das Fedpol prüfe die Meldungen darauf, ob der Inhalt nach Schweizer Recht strafrechtlich relevant sei, so Repesa. «Trifft dies zu und kann eine mögliche Täterschaft identifiziert werden, leitet das Fedpol die Fälle als Rapporte an die Kantone weiter.» Die Akten enthielten häufig Bilder und Videos, die den Polizeikorps als Grundlage für Ermittlungen dienten. Wann ein Strafverfahren eröffnet werde, liege in der Kompetenz der kantonalen Behörden. Wie sich die Rapporte auf die Kantone verteilen, gibt das Fedpol nicht bekannt. Die Anzahl bewege sich aber proportional zur Einwohnerzahl der Kantone.

Dass sich mehr als 15'700 Hinweise auf knapp über 2000 polizeiliche Untersuchungen reduzieren, erklärt die Fedpol-Sprecherin damit, «dass die Algorithmen der Internet- und Social-Media-Plattformen immer präziser werden und mehr pornografisches Material entdecken». Andererseits nehme die Menge verbotener Bilder im digitalen Raum zu, sagt Repesa. So seien beispielsweise mehr Fotos und Videos im Umlauf, die Kinder und Jugendliche von sich selbst aufnehmen und verschicken. In dieser Altersgruppe fehle vielen das Bewusstsein für die Strafbarkeit und das Missbrauchspotenzial eines solchen Verhaltens, so Repesa weiter.

Mehrere Fahndungsmethoden

Die Sprecherin weist darauf hin, dass das Fedpol im Kampf gegen Pädokriminalität neben den Meldungen aus den USA auch auf andere Instrumente setze, etwa verdeckte Fahndungen, Internet-Monitoring sowie internationale Operationen.

In einem Bericht legte der Bundesrat vor einigen Jahren die Schätzung vor, dass 1 Prozent der männlichen Bevölkerung pädophil veranlagt sei. Daraus auf die Menge möglicher Straftäter im Zusammenhang mit Kinderpornografie zu schliessen, sei aber nicht möglich. Pädophile Neigungen mündeten nur bei einem Teil der Betroffenen in kriminellen Handlungen.


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