Eskalation in Herzchirurgie-Affäre
Ex-Kaderarzt erstattet Strafanzeige gegen Unispital-Chefs

Weil seine Vorgesetzten Fehlbehandlungen in der Herzchirurgie am Zürcher Unispital hingenommen haben sollen, schaltet ein ehemaliger leitender Arzt nun die Staatsanwaltschaft ein. Seine Hinweise auf Missstände seien versandet.
Publiziert: 28.07.2024 um 11:05 Uhr
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Aktualisiert: 28.07.2024 um 11:30 Uhr
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Bei Herzoperationen sollen bewusst mangelhafte Implantate verwendet worden sein.
Foto: Getty Images
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Andreas SchmidInlandredaktor

Die Missstände in der Herzchirurgie am Universitätsspital Zürich (USZ) unter Klinikdirektor Francesco Maisano müssten endlich aufgeklärt werden. Das findet der ehemalige leitende Arzt André Plass, der bereits vor vier Jahren intern gravierende Missstände in der Herzchirurgie anprangerte. Später machte er als Whistleblower publik, dass Maisano mehrfach mangelhafte Implantate eingesetzt hat, die er selbst mitentwickelt hatte.

Dass diese Vorwürfe – sie betreffen die Jahre von 2015 bis 2020 – nach wie vor im Raum stehen, hängt damit zusammen, dass diese Anschuldigung nie geklärt wurde. Und die deutsche Zeitung «Welt am Sonntag» die mutmasslichen Vorgänge kürzlich akribisch nachgezeichnet hat.

Die erneuten Schlagzeilen rühren aber auch daher, dass Herzchirurg Paul Vogt, der die Klinikleitung von Maisano 2020 übernommen und Ende 2022 abgegeben hatte, unlängst von einer Liste von ungewöhnlichen Todesfällen berichtete, die er seinen Vorgesetzten gemeldet habe.

Folgenlose Schlagzeilen

Obwohl es sich um Offizialdelikte handeln könnte, wurde die Zürcher Staatsanwaltschaft nicht aktiv. Sprecher Erich Wenzinger sagte, die protokollierten Ausführungen Vogts seien «kein hinreichender Anfangsverdacht auf eine Straftat, der die Eröffnung einer Strafuntersuchung rechtfertigen würde». Vogt hatte am Bezirksgericht von gravierenden Vorkommnissen gesprochen, als er sich erfolgreich gegen eine Urkundenfälschung bei einer eigenen Operation gewehrt hatte.

Weder Vogt noch Whistleblower Plass wollen aber die Fälle ruhen lassen. Die Taskforce, die das USZ aufgrund der wieder entbrannten Diskussion zur Klärung der mutmasslichen Verfehlungen einsetzt, reicht ihnen nicht. Vogt betont: «Es ist mit den auf dem Tisch liegenden krassen Fällen inzwischen augenfällig, dass eine vom USZ selbst eingesetzte Taskforce nicht genügt, um die damaligen Missstände in der Herzchirurgie aufzuarbeiten.»

Zum Handeln «gezwungen»

Weil die Staatsanwaltschaft selbst nicht aktiv geworden ist, reicht nun Plass in den nächsten Tagen eine Strafanzeige ein. «Ich sehe mich dazu gezwungen, weil die skandalösen Patientenschädigungen und Todesfälle sonst unter den Tisch gekehrt werden», sagt dieser. Er will, dass sich die Strafuntersuchung gegen die Spitaldirektion und den Spitalrat als Aufsicht richtet.

Beihilfe zu Straftaten und Vereitelung von deren Aufklärung wirft er den Chefs vor. Sie seien früh auf die Missstände hingewiesen worden, hätten sie aber hingenommen. Plass hatte seine Vorgesetzten am USZ vor vier Jahren auf 17 konkrete Fälle von fehlerhaften Eingriffen hingewiesen, die er dokumentiert hat.

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