Wer hat die Öltanker am Persischen Golf attackiert? Nach wie vor ist das nicht klar. Die USA beschuldigen den Iran und haben ein Video veröffentlicht, das angeblich Mitglieder der iranischen Revolutionsgarde zeigt, die von einem Boot aus eine nicht explodierte Haftmine von einem Tanker entfernen. Die iranische Regierung dementiert die Anschuldigungen. Sie wirft den USA ihrerseits vor, die Öltanker-Vorfälle als Vorwand für einen möglichen Militärschlag zu nehmen.
Die Angriffe versetzen auch die Schweiz in Alarmbereitschaft. George Farago, Pressesprecher des Eidgenössischen Departements für auswärtige Angelegenheiten (EDA), sagt gegenüber BLICK auf Anfrage: «Aufgrund der Vorfälle bei der Strasse von Hormus prüft das EDA mögliche Massnahmen.»
Konkret geht es um die Sicherheit der Hochseeschiffe, die unter Schweizer Flagge fahren. Denn bei den angegriffenen Tankern Front Altair und Kokuka Courageous handelt es sich um Schiffe, die beide mit Fracht für Japan beladen waren. Da Japans Premierminister Shinzo Abe (64) zurzeit in Teheran zwischen den Streithähnen Iran und USA vermittelt, könnte es sich bei den Urhebern der Attentate um eine Gruppierung handeln, die gezielt die Friedensbemühungen torpedieren will.
Iraner am Tag des Anschlags in Bern
Auch die Schweiz ist ins Visier von Angreifern geraten, denn bekannterweise vermittelt auch sie seit Jahren zwischen den beiden verfeindeten Ländern. Nachdem Aussenminister Ignazio Cassis (58) Anfang Juni in Bellinzona US-Aussenminister Mike Pompeo (55) getroffen hatte, empfing EDA-Staatssekretärin Pascale Baeriswyl (51) am Donnerstag den iranischen Vize-Aussenminister Seyed Abbas Araghchi (57) in Bern. Wie das EDA mitteilt, standen die Verhandlungen im Zeichen der aktuellen Spannungen und möglichen Wege, diese abzubauen. Das Treffen endete mit einem Abkommen über die Übernahme eines Schutzmachtmandats durch die Schweiz in Kanada.
Wie könnten die Massnahmen für die Schweizer Hochseeschiffe aussehen? Zur Diskussion steht die Erhöhung der Sicherheitsstufe in der Krisenregion. George Farago erklärt: «Dazu gehören beispielsweise ein viel restriktiverer Zutritt zum Schiff oder häufigere Kontrollgänge der Besatzungsmitglieder.» Für die Umsetzung der Sicherheitsmassnahmen und des Gefahrenabwehrplans ist auf dem Schiff der Ship Security Officer zuständig.
Feuer gelöscht
Bei der Reederei Zürich AG, die sechs Hochseeschiffe unterhält, beobachtet man die Entwicklung im Nahen Osten ganz genau. Ein Sprecher zu BLICK: «Wir müssen die Vorfälle analysieren und intern besprechen. Die Situation ist für uns neu.» Zurzeit sei keines der Zürcher Schiffe in der Golfregion unterwegs.
Inzwischen ist das Feuer, das auf der Front Altair ausgebrochen war, gelöscht worden. Die beiden havarierten Tanker werden nun zur Begutachtung an Land gezogen.