Ein unauffälliges Industriegebäude etwas ausserhalb von Matzingen TG. BLICK ist zu Besuch auf der Auffangstation für Papageien und Sittiche (APS). Die Stationsleiterin Cathrin Zimmermann schliesst die Tür zum ersten Stock auf. Hier kommt nicht jeder rein.
In mehreren Räumen leben 220 exotische Vögel, hauptsächlich Papageien in allen Grössen und Farben. Tiere, die nicht mehr erwünscht waren oder zwangsweise aus einem Haushalt entfernt werden mussten. «Jeder Vogel hier hat eine Geschichte. Die meisten sind traurig», sagt Zimmermann.
Vor dem Betreten der Gehege warnt die Vogelexpertin: «Vorsicht, Papageien können locker einen Finger abbeissen oder ein Auge auspicken. Bitte keinem Vogel zu nahe kommen, ausser ich sage es.»
Die Kakadus, Amazonen- und Graupapageien schreien so laut, dass das Trommelfell es kaum ertragen kann. Ihre Artgenossen leben in Australien, Afrika, Asien oder Südamerika. Bevor das Gehege betreten werden kann, isoliert die Stationsleiterin den ruppigsten Kerl in einem Extra-Käfig. «Der würde einen sofort angreifen», erklärt sie.
220 Papageien und Sittiche warten auf neue Besitzer
Die zum Teil knallbunten Vögel mustern den neuen Besucher neugierig. Sachte picken sie die Nüsse oder Flocken aus seiner Hand. Plötzlich fliegt der Edelpapagei Chico (19) auf die Schulter des BLICK-Reporters. Er macht keine Anstalten zu gehen. Wirkt zutraulich – kein Schmusetier, doch Chico bleibt freundlich. Sein Besitzer gab ihn ab, weil seine Partnerin starb. Jetzt lebt er zusammen mit Vaso (40), einem Männchen, eine Blaustirnamazone.
Wie viele Vögel hat Chico grosse kahle Stellen. «Die Tiere rupfen sich selber die Federn aus. Zu 99 Prozent ist das psychisch bedingt», erzählt Zimmermann. «Manche hören bei uns damit auf, andere machen für immer weiter.»
Die meisten der 220 Papageien und Sittiche sind zur Pension in Matzingen. Dafür beteiligen sich die ehemaligen Besitzer, welche die Tiere abgegeben haben, pro Jahr mit 500 Franken an den Kosten.
70 Papageien suchen ein neues Zuhause «Eben wurde ein Vogel-Paar von seinem dritten Besitzer zurückgegeben. Der Letzte hielt es gerade drei Tage mit den lauten Vögeln aus», sagt Zimmermann.
Viele der Halter versuchen, ihre Tiere loszuwerden. Wer die neuen, strengeren Vorschriften der Tierschutzverordnung von 2008 nicht erfüllte, hatte zehn Jahre Zeit, die Haltung anzupassen. Die Frist läuft im September 2018 ab.
«Viele Käufer von Exoten wissen zu wenig über die Tiere, die sie mit nach Hause nehmen», sagt Zimmermann. Papageien seien zum Beispiel extrem laut. Zudem machen sie allles kaputt, was ihnen in den Schnabel kommt. Auch ist ein Papagei ein Lebens-Projekt. Die meisten werden 40 bis 60 Jahre alt.
Spinnen, Schlangen und «Yolo»
Ganz andere exotische Arten hält Florian Lippuner (36) aus Zürich. In seinen Terrarien leben Spinnen, Skorpione und Schlangen und andere Reptilien. Seine Tiere sind nachtaktiv und fühlen sich bei dem Medienforscher und Webredaktor so wohl, dass sie sich rege vermehren.
In einem grossen Terrarium schläft eine ungiftige Königsnatter. Lippuner hat sie Stinkstiefel getauft, weil sie alle zwei Wochen ziemlich schlecht riecht. Dann, wenn sie ihre zwei Mäuse verdaut.
Die meisten Terrarien wirken verdächtig leer. Hier sind Lippuners Vogelspinnen zu Hause. Manche der riesigen Spinnen lassen sich monatelang nicht blicken. «Ich schaue einmal pro Woche nach, ob es ihnen gut geht», sagt der Exoten-Fan. An der Grösse des Hinterteils der Spinnen sehe man genau, ob sie gut genährt sind oder hungern.
Lippuners ganzer Stolz: Yolo – ein nordamerikanischer Wüstenskorpion. Ein Great Desert Hairy. Ihm gelang die Nachzucht vor vier Jahren. Das sei bei der Art sehr selten.
«Im Tessin leben Skorpione»
Seine Liebe zu Exoten begann 2010 mit der Mutter von Yolo. «Mich fasziniert die Vielfalt der Spinnentiere und wie genügsam sie sind», sagt Lippuner.
Jede Spinne habe einen eigenen Charakter. Er gebe nur den Weibchen einen Namen, weil die bedeutend älter werden. Das Weibchen der Ornament-Vogelspinne wird 12 bis 15 Jahre alt. Das Männchen stirbt mit 4 bis 5 Jahren. Da lohnt es sich nicht.
Florian Lippuner beobachtet exotische Tiere auch gerne in freier Wildbahn. Dafür muss er nicht einmal weit reisen. «Im Tessin leben in manchen Trockenmauern sehr viele Skorpione. Man muss nur wissen wo.»
Eine Katze vom Baum retten, kann die Schweizer Feuerwehr schon lange. Doch was macht man mit gefährlichen Schlangen oder Spinnen? Darum sind die Exoten-Kurse für Feuerwehrmänner gefragt. «Alles ist ausgebucht», sagt Walter Pfammatter vom Schweizerischen Feuerwehrverband zur Nachrichtenagentur SDA. Experten zeigen in einem Kurs, wie man einheimische von importierten Schlangen unterscheidet. Sie üben das Schlangen-Fangen mit Haken, das Spinnen-Retten mit Handschuhen. Für Skorpione wird der Einsatz einer Schachtel empfohlen.
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In einer Serie beleuchtet BLICK die tierischen Lieblinge der Schweiz. Ob Katzen, Hunde, Hasen oder Exoten – Haustiere haben einen festen Platz in den Schweizer Haushalten. BLICK räumt dabei mit Vorurteilen auf und zeigt auch die liebsten Tiere unserer Leser.
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