Die Arbeit auf den Sozialen Diensten in den Gemeinden und Städten der Schweiz ist hart. Mitarbeiter müssen sich nicht selten gegen Anfeindungen, Drohungen und Tätlichkeiten wehren (BLICK berichtete).
Selbst Patrick Fassbind (45), Präsident der Kindes- und Erwachsenenschutzbehörde (Kesb) Basel, wurde in seinem Büro schon bespuckt und angeschrien, wie er gegenüber BLICK sagt. Er wundert sich nicht darüber. «Beistände und Mitarbeiter in den Sozialen Diensten, aber auch die Kesb werden ständig bedroht. Wir werden häufig verantwortlich gemacht für alle Einschränkungen, die die Betroffenen selber erleben», sagt er. Im extremsten Fall werden sie dafür gar mit dem Tod bedroht. Ja, damit müsse man umgehen können.
«Wir kommen erst, wenn die Familie schon kaputt ist»
Dabei sei es nicht die Kesb, die eine Familie zerstöre, und es seien nicht Beistände, die Menschen aus ihren Wohnungen «werfen». Fassbind sagt: «Wir kommen doch erst dann zum Zug, wenn die Familie schon am Abgrund steht und gehandelt werden muss. Oder wenn eine verwahrloste Person im Abfall unterzugehen droht und die Wohnungskündigung erhalten hat, weil der Vermieter das Chaos oder ausbleibende Mietzinsen nicht mehr weiter akzeptiert.»
Die Situation der Berufsbeistände sei aktuell besonders herausfordernd. Arbeitsdruck, ein Job mit schlechter Reputation, immer mal wieder mit grossen Vorbehalten von jenen Menschen konfrontiert, mit denen sie eigentlich zusammenarbeiten müssten. «Aber man muss einfach sehen, dass Berufsbeistände erst dann eingesetzt werden, wenn Betroffene keine Menschen mehr um sich haben, die ihnen helfen könnten», sagt er.
Dabei betont er, dass natürlich auch bei der Kesb oder Beiständen Fehler geschehen. «Das ist doch überall so, wo Menschen arbeiten. Aber man darf nicht vergessen, wie das Verhältnis zwischen jenen Fällen ist, die medial aufgegriffen werden – und den anderen, die keine Probleme machen», sagt Fassbind.
2600 Mandate allein in Basel
Da helfe ein Blick auf die Zahlen: Alleine im Kanton Basel-Stadt führen Berufsbeistände rund 2600 Mandate – hinzu komme noch die Betreuung von Sozialhilfeempfängern. Im letzten Jahr habe es zudem 2800 Gefährdungsmeldungen gegeben, die dann von der Kesb abgeklärt wurden. «Bei mehr als zwei Dritteln dieser Meldungen wurde nach Abklärungen aber kein Beistand eingesetzt, weil man anderweitig helfen konnte», sagt Fassbind.
Die Frage der Arbeitsbelastung der Berufsbeistände beschäftigt auch ihn. «Am Ende ist es aber eine politische Frage. Wir müssen uns fragen, wie wichtig uns Menschen sind, die mitunter extreme Probleme haben.» Wenn nämlich die Fallbelastung pro Mitarbeiter gesenkt werden soll – «was direkten Einfluss darauf hat, wie gut einem Mandanten geholfen werden kann» – braucht es mehr Personal. Und das kostet.