In Südamerika spielt sich zurzeit ein Drama ab, das im Kollaps eines Landes oder sogar in einem Krieg enden könnte. Schauplatz ist Venezuela, das in den 1970er-Jahren noch eine Wirtschaftsleistung hervorbrachte, die mit Grossbritannien und Japan vergleichbar war.
Inzwischen herrscht im einst blühenden Land das Elend. Der Abstieg begann, als der 2013 verstorbene Präsident Hugo Chávez (†58) 1999 die Macht an sich riss und das Land – unter dem weltweiten Jubel der Linken – in einen autoritären Sozialismus führte. Jahrelang verliess er sich auf die Bodenschätze und beschenkte das Volk mit gratis Benzin, vernachlässigte aber gleichzeitig Investitionen und Produktivität.
Neue Banknoten
Die Bilanz dieser Misswirtschaft: kein Essen, dafür viel Kriminalität und eine miserable Gesundheitsversorgung. Die Landeswährung, der Bolivar, ist wegen der Hyperinflation, die laut dem Internationalen Währungsfonds (IWF) im Laufe des Jahres eine Million Prozent erreichen wird, praktisch wertlos geworden. Für einen Schweizer Franken hätte ein Venezolaner gestern 250’000 Bolivar hinblättern müssen.
Chávez’ Nachfolger, der ebenfalls autoritär regierende Präsident Nicolás Maduro (55), versucht nun, die Notbremse zu ziehen. Im Kampf gegen die Inflation hat er bei den Banknoten fünf Nullen streichen lassen und neue Geldscheine in Umlauf gebracht. Gleichzeitig ist der Mindestlohn um 3000 Prozent erhöht worden.
Preise an Kryptowährung gekoppelt
Besonders gefährlich: Preise, Löhne und Wechselkurs werden an die staatlich unterstützte Kryptowährung Petro gekoppelt. Gerade diese Massnahme werde aber die wirtschaftliche Instabilität weiter verschärfen, sagt Carlos Larrazabal, Chef des Unternehmerverbandes Fedecámaras. Mit dem neuen Digitalgeld kann zudem jeder, der nicht pariert, per Computertaste enteignet werden.
Statt vor dem Abgrund die Bremse zu ziehen, tritt Maduro kräftig aufs Gaspedal!
Flüchtlingsdrama an der Grenze
Wer kann, verlässt das untergehende Schiff. Bisher flohen laut Uno über zwei Millionen Venezolaner aus dem Land. Diese Migration führt zu Folgedramen: So griffen Brasilianer in diesen Tagen an der Grenze zwei Flüchtlingslager an und zerstörten sie.
Das Ende des Horrors ist nicht absehbar. Maduro liess sich am 20. Mai im Amt bestätigen, schanzte sich noch mehr Macht zu. Viele Staaten anerkannten diese Wahlen nicht mehr. Die Schweiz schloss sich wegen «Verletzung von Menschenrechten sowie der Untergrabung der Rechtsstaatlichkeit und der demokratischen Institutionen» Sanktionsmassnahmen der EU an.
Venezuela befindet sich im freien Fall. Fünf gestrichene Nullen werden das Land nicht retten. Jedenfalls so lange nicht wie die grösste Null von allen, Maduro selbst, im Amt bleibt.
• Fläche: 912'050 km² (Schweiz: 41'285 km²)
• Einwohner: 31,3 Millionen (Schweiz: 8,5 Millionen)
• BIP* pro Kopf: 6648 Dollar (Schweiz: 80'591 Dollar)
• Sprache: Spanisch
• Unabhängigkeit: 1811 von Spanien
• Nationalfeiertag: 5. Juli
* Bruttoinlandprodukt nominal
• Fläche: 912'050 km² (Schweiz: 41'285 km²)
• Einwohner: 31,3 Millionen (Schweiz: 8,5 Millionen)
• BIP* pro Kopf: 6648 Dollar (Schweiz: 80'591 Dollar)
• Sprache: Spanisch
• Unabhängigkeit: 1811 von Spanien
• Nationalfeiertag: 5. Juli
* Bruttoinlandprodukt nominal