Vor fünf Jahren schockierten Bilder aus Thailand viele in der Schweiz: Eine politische Krise traf das beliebte Ferienland in Südostasien. Die Unruhen endeten mit einem Militärputsch, rund 30 Leute starben, hunderte wurden verletzt.
Seither regiert das Militär, es versprach rasche Neuwahlen. Doch die wurden immer wieder verschoben. Die Unruhen wurden leiser, der Frust bei vielen Einheimischen dafür grösser. Das erleben auch rund 10'000 Schweizer vor Ort: Thailand ist ein beliebtes Auswanderungsland.
Darunter auch Asija und Max Werder: Das Ehepaar aus Sennwald SG ist frisch nach Pattaya ausgewandert. Das Fernsehteam von 3+ hat die beiden für die aktuelle Staffel der Sendung «Adieu, Schweiz» begleitet.
Parteien beschallen Strassen mit Musik
BLICK wollte von den beiden wissen: Wie erleben Schweizer, die sich Demokratie, Wahlen und Abstimmungen gewohnt waren, die aktuelle Phase in Thailand?
Als Ausländer – oder «Farangs», wie Thais die Ausländer mit weisser Hautfarbe nennen – erlebt man erstaunlich wenig. Die beiden Werders berichten, dass man überall Wahlplakate sieht. Anders als in der Schweiz fahren auch viele «laute Werbeautos» herum. «Sie spielen für die jeweiligen Kandidaten Musik und Werbesongs, so will man die Leute an die Wahlurne locken.»
Die beiden Schweizer waren neugierig, wollten die vorbildlichen Einwanderer sein, die Interesse am Land zeigen: «Wir haben mit unseren Nachbarn darüber gesprochen – doch die sind nicht wirklich an Politik interessiert.»
Militär-Regierung will an der Macht bleiben
Das kleine Interesse der Nachbarn kommt nicht von ungefähr: Insgesamt 49 Parteien stehen zur Wahl. Die grosse Frage am Sonntag wird sein: Wer wird Premierminister?
Derzeit sieht es nach einem Kopf-an-Kopf-Rennen aus. Auf der einen Seite Sudarat Keyuraphan, die Vertreterin des beliebten Shinawatra-Lagers, das 2014 weggeputscht wurde. Auf der anderen Seite der Juntaführer Prayuth Chan-o-cha von der aktuellen Militärregierung.
Unklar ist, welche Rolle der neue König Vajiralongkorn – der Nachfolger des verstorbenen Königs Bhumibol (†2016) – spielen wird. Berichte über ihn werden stark von Zensurgesetzen eingeschränkt. Analysten gehen nicht davon aus, dass er dieselbe Demokratie wie im Westen wünscht.
Die beiden TV-Auswanderer Asija und Max Werder werden den Wahlsonntag bestimmt am Fernseher mitverfolgen: «Wir glauben, dass es für Thailand sicher eine Veränderung geben wird und hoffen, dass alle mit dem Ergebnis zufrieden sein werden.»