Die Thailänder verehrten ihren König wie einen Gott. Er ist im ganzen Land omnipräsent, sein Konterfei prangt auf Strassen und in jedem Haus. Zum 70-Jahr-Thronjubiläum im Juni wurden 70-Baht-Banknoten mit Bhumibols Abbild gedruckt. Ständig wird die Königshymne gespielt, sogar vor jeder Vorführung im Kino. Am Donnerstag ist König Bhumibol Adulyadej im Alter von 88 Jahren verstorben.
Bhumibol führte sein Land mit harter Hand. Er begnügte sich nicht mit repräsentieren, sondern mischte sich regelmässig in die Politik ein. Wehe, wenn ihm jemand widersprach oder ihn beleidigte. Ein strenges Gesetz sieht für Majestätsbeleidigung hohe Gefängnisstrafen vor.
Keiner durfte den mit 35 Milliarden Dollar reichsten Monarchen der Welt überragen. Selbst die Fussballprofis des englischen Meisters Leicester City mussten sich bei einem Besuch im Palast vor einem Bild des Königs auf den Boden werfen.
Seit 1946 im Amt
Die meisten Thais haben nur Bhumibol Adulyadej als König erlebt, der am 9. Juni 1946 als 18-Jähriger den Thron von seinem älteren Bruder Ananda Mahidol übernommen hatte. Dieser selber war schon als Neunjähriger zum König bestimmt worden, mit 20 fand man ihn tot mit einer Kugel im Kopf. Mord oder Suizid? Die Hintergründe sind unklar.
Er führte das Land mit harter Hand
Der junge König Bhumibol erreichte sofort die Herzen seiner Untertanen. Er mischte sich unters Volk, besuchte Bauern und setzte sich für die Landwirtschaft ein. Wichtig war für ihn auch die Kunst: Er spielte mit Jazzgrössen wie Benny Goodman und Stan Getz Saxophon, komponierte rund 40 Stücke – vom Blues bis zum Walzer – und fotografierte. Er und seine elegante Frau Sirikit (84) wurden auch international zum beliebten Königspaar.
Im Verlaufe seiner Herrschaft drehte der König aber kontinuierlich die Schraube an. Gesetze wurden verschärft, auch die Tradition des Niederwerfens vor dem König, die sein Grossvater 1873 abgeschafft hatte, wurde wieder eingeführt. Immerhin: Die straffe Hand Bhumibols hielt das Land, das rund ein Dutzend Militärputsche erlebte, über viele unruhige Jahre zusammen. 1987 verlieh im sein Volk in einer Abstimmung den Beinamen Maharat, was soviel wie «der Grosse» bedeutet.
Thailand weint um seinen König
Nach einer Lungenentzündung 2009 lebte er vier Jahre lang in einem separaten Flügel des Siriraj-Spitals in Bangkok. Es folgten Wasser im Gehirn, eine Blutvergiftung und wieder eine Lungenentzündung.
Ganz Thailand weint um seinen König. Er hat von seinen Untertanen viel gefordert, ihnen aber auch sehr viel gegeben.