Berichte über sagenhafte Villen, brutale Morde, schöne Frauen im Zeugenstand und als Prozessbeobachterinnen. Das Gerichtsverfahren um Drogenboss Joaquín «El Chapo» Guzmán (61) war aufsehenerregend. Jetzt hat eine Jury in New York den Mexikaner schuldig gesprochen – in allen zehn Anklagepunkten.
El Chapo wurden unter anderem Drogenschmuggel, Geldwäsche, organisierte Kriminalität und Waffenhandel vorgeworfen. Der Prozess dauerte drei Monate und fand unter strengsten Sicherheitsvorkehrungen statt: Gerichtszeichnern war es beispielsweise verboten, die Geschworenen zu zeichnen.
Grausige Details
Laut Anklage soll das Sinaloa-Kartell unter seiner Führung zwischen 1989 und 2014 fast 155 Tonnen Kokain und grosse Mengen andere Drogen in die USA geschmuggelt haben. Die Staatsanwaltschaft liess mehr als 50 Zeugen vorladen.
Viele schilderten bis in die grausigsten Details die Gewalttaten des mächtigen Drogenkartells. Zudem beschrieben sie die Tricks, mit denen El Chapo die illegalen Waren schmuggelte. Das Kartell soll sogar U-Boote und geheime Tunnel an der mexikanisch-amerikanischen Grenze verwendet haben.
14 Milliarden Dollar verdient
Die Geschäfte machten den Mexikaner unendlich reich. Fast 14 Milliarden Dollar verdiente El Chapo in seinen bald 30 Jahren im Drogenhandel laut der Staatsanwaltschaft.
In dem Prozess dienten Hunderte Dokumente und Dutzende abgehörte Telefonate als Beweismittel. Die Geschworenen dürften beinahe durch die Beweislast erschlagen worden sein – sechs Tage lang dauerten ihre Beratungen.
Strafmass wird später bekanntgegeben
Als Richter Brian M. Cogan das Urteil am Dienstag verkündete, blickte El Chapo zu seiner Ehefrau Emma Coronel Aispuro (29) hinüber und hob den Daumen. Dann wurde er abgeführt.
Das Strafmass wird zu einem späteren Zeitpunkt bekanntgegeben. Dass El Chapo Zeit seines Lebens nicht mehr aus dem Gefängnis kommt, steht jedoch bereits fest. (noo)