Wird er für immer weggesperrt? Seit Montag früh beraten zwölf Geschworene über das Schicksal des mexikanischen Drogenbosses Joaquín «El Chapo» Guzmán.
Es war ein Mammutprozess: Drei Monate lang wurden über 50 Zeugen befragt. Hunderte Dokumente und Dutzende abgehörter Telefonate wurden konsultiert. Genug Material, um ein rasches Urteil zu fällen?
Jury-Kandidat wollte Autogramm
Ein Urteil, das über das Schicksal eines berüchtigten Drogenbosses entscheiden wird. Eine schwierige – und auch gefährliche Entscheidung. Deshalb weiss die Öffentlichkeit nicht einmal, wer die zwölf Geschworenen sind, die über Chapos Urteil entscheiden. In den Monaten zuvor sickerten immer wieder Details durch, die Einblick in ihre anspruchsvolle Arbeit geben.
So etwa die Tatsache, dass sich die sieben Frauen und fünf Männer unter rund hundert Jury-Kandidaten durchgesetzt hatten. Viele wollten über Chapos Schicksal mitentscheiden, einige von ihnen wurden aussortiert – weil sie sich etwa nur für ein Chapo-Autogramm beworben hatten.
Schwer bewaffnete Bodyguards
Andere Kandidaten wollten gar nicht in die Jury: Eine Kandidatin berichtete, sie habe «El Chapos» Namen zusammen mit «Jurymitglieder getötet» gegoogelt. Die Resultate hätten ihr einige Sorgen bereitet. Da half auch nicht die Aussage Chapos, dass er niemanden töten wolle.
Noch weniger half das angebotene Honorar. Denn als ehrenamtlicher Richter wird man in den Vereinigten Staaten nicht reich. Gerade mal 40 US-Dollar pro Tag kassieren die zwölf Geschworenen.
Nicht mal Ruhm gibt es. Denn sie bleiben anonym. So anonym, dass das Gericht es Gerichtszeichnern verboten hatte, Zeichnungen von den Prozessbeteiligten zu machen. Das Gericht ist so sehr besorgt um die Sicherheit der Geschworenen, dass es allen zwölf einen bewaffneten Bodyguard an die Seite gestellt hat, der sie zum Gerichtssaal und wieder nach Hause eskortiert.
Wann kommt die Entscheidung?
Erschwert wird das Ganze durch die zehn Anklagepunkte, die gegen den gefährlichsten Verbrecher der USA gerichtet sind. Darunter: Drogenschmuggel, Geldwäsche, organisierte Kriminalität.
Die US-Justiz verlangt nämlich, dass die zwölf Geschworenen einstimmig ihr Urteil fällen. Zehn Mal wird die Frage gestellt: Schuldig oder nicht schuldig? Bis alle Meinungen gemacht sind, könnte es wenige Stunden – aber auch Wochen dauern. (pma)