Die Zeit rennt den Ermittlern davon. Zwei Wochen nach dem ein Autounfall auf der A20 zwischen Messina und Palermo, den wohl mysteriösesten Vermissten-Fall Siziliens auslöste, tappen Polizei und Staatsanwaltschaft noch immer im Dunkeln. Gewissheiten gibt es kaum. Doch nun gibt es einen neuen Verdacht: Wurde die schöne DJ Viviana P.* (†43) von Kampfhunden in den Tod gehetzt?
Liess sie nach der verzweifelten Flucht auf einen Strommast ihr Kind fallen? Stürzte sie im Anschluss selber in den Tod? Während die Hunde den Kleinen wegschleppten, starb die Mutter vor Ort, so die Vermutung. Das berichtet Quotidiano.net.
Kletterte Viviana P.* in Panik auf den Strommast?
Ein Indiz für diese neue Spur sind offenbar tiefe Bisswunden am Bein der Toten. In einem ersten Bericht vermutete man das Werk von Wildschweinen.
Bei der Obduktion stellte der Rechtsmediziner zahlreiche Knochenbrüche fest, die von einem Aufschlag aus erheblicher Höhe rühren könnten (BLICK berichtete). Zudem wurden an der Kleidung der blonden Piemonteserin Brandspuren ausgemacht. Viviana P. erlitt möglicherweise einen Stromschlag, als sie auf den Strommast stieg.
Der Verdacht fällt auf zwei Rottweiler, die frei durch das Gelände laufen und hier im Hinterland der Autobahn ihr Revier haben. Die Kampfhunde wurden von den Suchtrupps entdeckt. Zurzeit wird deren Besitzer befragt, berichtet die Nachrichtenagentur Adnkronos.
Zeugen sahen Mutter und Kind nach dem Unfall
Vom kleinen Gioele allerdings fehlt nach wie vor jede Spur. Sicher ist: Das Kind sass mit Viviana P.* an jenem Montagmorgen des 3. August im grauen Opel Corsa. Die Videoüberwachung an der Autobahn-Zahlstelle zeigt eindeutige Bilder. Wenig später kommt es in einem Tunnel-Stück zu einem leichten Unfall. DJ Viviana schrammt einen Lieferwagen der Autobahnwartung.
Dann beginnt das Mysterium. Zeugen sehen, wie die Frau mit dem Kind auf dem Arm über die Leitplanke steigt und sich ins unwegsame Gelände begibt. Dann verschwinden die beiden. Vier Tage später wird die Vivianas Leiche einen Kilometer Luftlinie von der Autobahn entfernt gefunden. Der Sohn scheint wie vom Erdboden verschluckt.
Selbstmord-Version wackelt zunehmend
Viviana P. litt seitdem Corona-Lockdown an Depressionen. Am Tag ihres Verschwindens belog sie ihren Ehemann. Statt im Nachbarort Schuhe für den Sohn zu kaufen, fuhr die Musikerin 100 Kilometer weiter.
Der erste Verdacht fiel daher auf Selbstmord. Sie soll ihren Sohn getötet und vergraben und danach sich selbst gerichtet haben. Doch die Spurensicherung an der Leiche sorgt für Zweifel an dieser Version. Die Sneakers der DJ sind sauber. Ihre Hände zeigen keine Spuren von Erde. Zudem ist der knochentrockene und harte Boden ohne Werkzeug kaum aufzubrechen.
Die Leiche des Kindes könnte Aufschluss geben – wenn es da eine gäbe. Denn die letzte Hoffnung bleibt, dass jemand sich dem möglicherweise verstörten Buben angenommen hat und Gioele in Sicherheit ist. Ohne hoffnungsvolle Hinweise durchkämmen bis heute Suchtrupps von insgesamt 70 Mann das karge Gelände. Auch am 13. Tag nach dessen Verschwinden.
*Namen bekannt