Nach Moria-Krise auf Lesbos
Rund 10'000 Flüchtlinge leben im neuen Zeltlager Kara Tepe

Seit Donnerstag ist das neue Zeltlager auf Lesbos bezugsbereit. Für den stellvertretenden griechischen Migrationsminister Notis Mitarakis ist die Krise damit wieder vorbei. Doch für manche Flüchtlinge fängt sie erst wieder an.
Publiziert: 20.09.2020 um 18:22 Uhr
|
Aktualisiert: 21.09.2020 um 14:51 Uhr
1/10
Bis zu 12'000 Menschen sollen im neuen Lager Kara Tepe auf Lesbos Platz finden.
Foto: DUKAS

Fragt man den stellvertretenden griechischen Migrationsministers Notis Mitarakis, ist die Krise auf der griechischen Insel Lesbos schon fast wieder vorbei: «Wir haben die erste Phase der Bewältigung der Moria-Krise abgeschlossen», sagte er am Sonntag dem griechischen Fernsehsender Skai. Rund 10'000 Flüchtlinge sollen erfolgreich in das neue Zeltlager Kara Tepe eingezogen sein. Doch viele Flüchtlinge haben Angst, dort hinzuziehen.

Wo sich die restlichen 2000 Menschen aufhalten, dazu sagt Notis Mitarakis nichts. Einige Migranten wollen das neue Lager nicht beziehen – aus Angst, es nicht mehr verlassen zu dürfen.

Flüchtlinge befürchten «Moria 2.0»

Schon im Lager Moria waren die Lebensbedingungen miserabel. Das Lager war völlig überfüllt, und von den 12'000 Migranten, gut die Hälfte von ihnen Frauen und Kinder, durften täglich nur rund 100 das Lager für wichtige Behördengänge oder Arzttermine verlassen. Viele warteten dort manchmal länger als ein Jahr auf ihren Asylentscheid. Andere hielten sich mit abgelehnten Asylanträgen in dem Lager auf.

Wegen der desolaten Situation gab es in Moria in den vergangenen Jahren immer wieder Unruhen, Aufstände und Brandstiftungen. Auch diesmal wurde das Feuer mutmasslich von Migranten verursacht, die bei starkem Wind zeitgleich an verschiedenen Stellen Brände entfacht haben sollen.

Die Migranten wollen von der Insel weg

Die Flüchtlinge auf Lesbos fordern, ganz von der Insel gebracht zu werden. Dies unterstützen auch humanitäre Organisationen. Athen hält sich aber an das Abkommen der EU mit der Türkei vom Jahr 2016. Demnach müssen alle Migranten auf den Inseln bleiben, bis ihr Asylverfahren abgeschlossen ist. Wer kein Asyl bekommt, muss in die Türkei zurück. Mit Verweis auf Corona nimmt die Türkei aber seit Monaten keine Migranten mit abgelehnten Asylanträgen mehr zurück.

Die Migranten waren nach dem Brand im Lager Moria vom 8. auf den 9. September obdachlos geworden und mussten buchstäblich auf der Strasse und in umliegenden Olivenhainen schlafen. Am Donnerstag hatte die Polizei begonnen, die Menschen in das neue Zeltlager zu bringen. (SDA/hac)


Fehler gefunden? Jetzt melden
Was sagst du dazu?