Macron warnte vor «roter Linie»
Greift Frankreich nun Assad-Truppen in Syrien an?

Vor wenigen Wochen warnte Frankreichs Präsident Macron das syrische Regime: Chemiewaffen gegen Zivilisten seien eine «rote Linie». Es werde einen Militäreinsatz geben, sollte diese überschritten werden. Nun könnte er seine Drohung wahrmachen.
Publiziert: 09.04.2018 um 20:44 Uhr
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Aktualisiert: 13.09.2018 um 01:05 Uhr

Im Februar warnte Emmanuel Macron den syrischen Machthaber Baschar al-Assad eindringlich vor einem Einsatz von Chemiewaffen. «Die rote Linie wird respektiert werden», sagte der französische Präsident – ansonsten werde Frankreich mit einem Militäreinsatz reagieren.

Ist Emmanuel Macrons «rote Linie» überschritten?
Foto: Manish Swarup

Nun kam es in der Rebellenhochburg Duma zu einem Giftgas-Angriff mit 150 Toten. Am Montag sagte Macron bereits, dass er von einem Chlorgaseinsatz ausgehe – noch bevor die offizielle Untersuchung abgeschlossen ist. Die Analysen hätten den Einsatz von Chemiewaffen bestätigt.

Der französische Präsident hat sich gestern telefonisch mit US-Präsident Donald Trump ausgetauscht, der den Einsatz von Chemiewaffen ebenfalls als erwiesen ansieht. Beide wollten sich bei ihrem Vorgehen im Uno-Sicherheitsrat abstimmen und binnen 48 Stunden erneut miteinander sprechen. Frankreich hat beim Sicherheitsrat eine Dringlichkeitssitzung beantragt, die um 23.30 Uhr (Schweizer Zeit) stattfinden soll.

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Bei einem mutmasslichen Giftgas-Angriff der syrischen Regierung in der Rebellenhochburg Dumas sind 150 Menschen getötet worden. ACHTUNG: Diese Bildergalerie enthält Bilder, die verstörend sein können.
Foto: Getty Images

Viele Tote, wenig Beweise

Assad steht seit Jahren im Verdacht, immer wieder Chemie-Angriffe gegen die Zivilbevölkerung zu starten. Konkrete Beweise sind aber rar. Ein Uno-Bericht vom August 2016 beschuldigt das Assad-Regime, im April 2014 in Talmenes (3 Tote) und im März 2015 in Sarmin (6 Tote) Chlor-Bomben abgeworfen zu haben. Dass er hinter dem Chemie-Angriff von 2013 auf das Rebellen-Gebiet Ghouta mit bis zu 1400 Todesopfern steckt, konnte Assad aber nie nachgewiesen werden.

Am 4. April 2017 wurden bei einem Angriff mit dem Nervengas Sarin der syrischen Armee auf die Stadt Chan Schaichun mehr als 100 Zivilisten getötet. Drei Tage später bombardierte das US-Militär als Reaktion einen Stützpunkt der syrischen Armee. Am 17. November 2017, mehr als ein halbes Jahr später, präsentierten die Uno-Chemiewaffeninspektoren, zu denen auch der Schweizer Stefan Mogl gehört, ihren Befund: Es gebe genügend Beweise, dass die syrische Regierung tatsächlich für den Sarin-Angriff verantwortlich sei.

Im Februar sagte Emmanuel Macron noch, Frankreichs Dienste hätten ihm nicht den Beweis vorgelegt, dass in Syrien verbotene Waffen gegen die Zivilbevölkerung eingesetzt worden seien. Ob jetzt genug Heu unten ist – und Macron seine Drohung wahrmacht? (SDA/rey)

Krieg in Syrien

Seit 2011 tobt der syrische Bürgerkrieg zwischen dem Assad-Regime und verschiedenen Rebellen-Gruppen. Dort engagieren sich auch ausländische Mächte, allen voran Russland und die USA oder die Türkei.

Fast jede dritte weltweit verkaufte Waffe hatte in den vergangenen fünf Jahren einen Abnehmer im Nahen Osten. (Symbolbild)
Fast jede dritte weltweit verkaufte Waffe hatte in den vergangenen fünf Jahren einen Abnehmer im Nahen Osten. (Symbolbild)
KEYSTONE/AP/STR

Seit 2011 tobt der syrische Bürgerkrieg zwischen dem Assad-Regime und verschiedenen Rebellen-Gruppen. Dort engagieren sich auch ausländische Mächte, allen voran Russland und die USA oder die Türkei.

Die bisherigen bestätigten Giftgasangriffen im Syrien-Konflikt.
Foto: KEY
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