Der Streit über Donald Trumps (73) zögerndes Handeln beim Kampf gegen Corona spitzt sich zu. In aller Öffentlichkeit traute sich der nationale Corona-Experte Anthony Fauci (79), den US-Präsidenten zu kritisieren. In einem CNN-Interview am Sonntag sagte der langjährige Direktor des Nationalen Instituts für Infektionskrankheiten: «Wenn wir direkt am Anfang alles runtergefahren hätten, hätten wir nun ein anderes Bild. Aber es gab damals eine Menge Widerstand gegen einen solchen Schritt.»
Trump hatte trotz Gesundheitswarnungen lange keine Massnahmen beschlossen, weil er der Wirtschaft nicht schaden wollte.
Weiter sagte Fauci, fast resignierend: «Wir konzentrieren uns nur auf Gesundheitsfragen. Dann geben wir eine Empfehlung. Oft wird diese Empfehlung angenommen, manchmal nicht. Aber es ist, wie es ist. Wir stehen dort, wo wir nun einmal stehen.»
Trump beleidigt
Solche Kritik mag Trump nicht vertragen. Sowieso kommen diese Äusserungen zu einem Zeitpunkt, an dem der US-Präsident die Massnahmen lockern und die Wirtschaft wieder hochfahren will, höchst ungelegen.
Trump wird Fauci wohl bald als Experten rausschmeissen, obwohl das Weisse Haus dementiert. Die Zeichen sind deutlich. Trump hat einem Tweet applaudiert, in dem die ehemalige republikanische Kongress-Kandidatin DeAnna Lorraine die Entlassung Faucis fordert. Lorraine schreibt, dass Fauci am 29. Februar Corona als keine grosse Gefahr eingestuft habe und unterzeichnete den Tweet mit «Time to #FireFauci».
Trump bedankte sich bei ihr in einem Retweet und schrieb über Faucis Vorwürfe: «Sorry, Fake News, es ist alles auf Band. Ich habe Reisen nach China verboten, lange bevor man darüber sprach.»
Fast im gleichen Tweet-Schwall bezichtigt Trump auch die «New York Times» der Lüge. Die schreibt, dass man Trump schon am 21. Februar davor gewarnt hätte, dass die Pandemie ein Drittel der Amerikaner infizieren und 586 000 Tote fordern könnte.
Inzwischen liegt die Todeszahl in den USA bei über 22 000 – höher als in allen andern Ländern. Allein in New York gibt es bald 10 000 Tote.
Zustimmung für Trump schwindet
Durch die rasant steigenden Zahlen schwindet die Zustimmung für Trump. Eine Umfrage der Universität Quinnipiac bei 2077 Personen ergab, dass Faucis Umgang mit der Krise 78 Prozent zustimmen und 7 Prozent opponieren, während Trumps Vorgehen nur von 46 Prozent unterstützt und von 51 Prozent abgelehnt wird.
So viele Tote, so grosse Beliebtheit bei Fauci: Für Trump wird die Corona-Krise immer mehr zur eigenen Krise.