Fox-Moderator stellt Donald Trump bloss
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«Das stimmt einfach nicht»
Fox-Moderator stellt Donald Trump bloss

Fox gilt als Haussender von Donald Trump. Doch am Sonntag veröffentlichte der TV-Sender ein Interview, in dem der US-Präsident überhaupt keine gute Figur macht. Im Gespräch zeigt Moderator Chris Wallace auf, wie sehr Trump Fakten so auslegt, wie sie ihm gerade passen.
Publiziert: 20.07.2020 um 20:46 Uhr
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Aktualisiert: 23.08.2020 um 11:44 Uhr
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Chris Wallace (r.) und Donald Trump lieferten sich auf Fox einen verbalen Schlagabtausch, den der US-Präsident klar verlor.
Foto: imago images/ZUMA Wire

Donald Trump (74) mag die Medien nicht. Sie schreiben ständig falsche Berichte über ihn, verbreiten Fake News, glaubt der US-Präsident. Deshalb gibt er auch selten Interviews, in der Regel redet er an Pressekonferenzen und läuft davon, wenn ihm die Fragen der Journalisten nicht passen. Eine Ausnahme macht er allerdings regelmässig für seinen Haussender Fox. Beim stark republikanisch gefärbten TV-Sender werden viele von Trumps Entscheidungen als brillant und die Demokraten als Flaschen dargestellt.

Entsprechend dürfte sich Trump darauf gefreut haben, in einem längeren Interview seine Sicht der Dinge zu Corona und anderen Dingen darzulegen. Positive Berichterstattung kann er brauchen, in Umfragen schneidet er regelmässig schlechter ab als sein Konkurrent um das US-Präsidentenamt, Joe Biden (77) (BLICK berichtete).

Doch das am Sonntag ausgestrahlte Interview ist alles andere als gutes Marketing für Trump. Viel eher zeigt es einen Präsidenten, der auf einem anderen Planeten als der Rest der Menschheit zu leben scheint. Oder der zumindest Fakten so interpretiert, wie sie ihm gerade passen. Dafür gesorgt hat Moderator Chris Wallace (72), der derart gut auf das Gespräch vorbereitet war, dass Trump von einem Fettnapf in den nächsten trat. Die Highlights:

Corona-Sterberate

Schon die allererste Frage beantwortet Trump mit einer Lüge. Er behauptet, die USA hätten eine der niedrigsten Sterberaten der Welt – das Verhältnis der Gesamtbevölkerung an den Corona-Toten. «Das stimmt nicht», sagt Wallace und fordert den Präsidenten direkt heraus. «Nur sieben Länder haben eine höhere Sterberate als wir.» Trump blickt zu seinen Assistenten und verlangt die Statistiken: «Ich habe gehört, wir haben eine der tiefsten, vielleicht die tiefste Sterblichkeitsrate», sagt er siegessicher zu Wallace, bevor er die Blätter anschaut. Zwei Sekunden später kommt er zum Schluss: «Nummer 1, die tiefste Sterblichkeitsrate.»

Die Internetseite «The Intercept» zeigt später, dass Trumps Grafik das Verhältnis von Toten zu Kranken abbildete – wobei die USA gut abschneiden, was aber nicht das Thema war – während Wallace vom Verhältnis der Toten zur Gesamtbevölkerung sprach.

Anzahl Fälle

Wallace versucht es mit einer anderen Statistik. Mittlerweile gäbe es 75'000 neue Corona-Fälle pro Tag in den USA – doppelt so viele wie im März. In der EU beispielsweise seien es nur 6000 Fälle pro Tag. Ob es denn nicht möglich sei, dass Europa das Virus besser im Griff habe. Trump: «Nein, das ist nicht möglich. Sie testen einfach weniger.» In den USA hingegen habe man «das beste Testsystem der Welt», das überall bewundert werde. Würde man nur halb so viel testen, hätte man auch viel weniger Fälle. Wallace: «Es stimmt, bei uns gibt es mittlerweile 37 Prozent mehr Tests. Aber im selben Zeitraum 194 Prozent mehr Fälle.» Darauf sagt Trump: «Viele davon sollten gar keine Fälle sein. Das sind fast alles junge Leute, die nach einem Tag geheilt sind. Für die ist Corona wie ein Schnupfen.»

Kognitive Leistungsfähigkeit

Im Verlauf des Interviews macht sich Trump auch über seinen Konkurrenten Joe Biden lustig. Dieser sei zwar nicht senil, aber auch nicht kompetent genug für sein Amt. Wallace kontert mit einer Fox-Umfrage, nach der eine grosse Mehrheit der Befragten Biden die bessere geistige Gesundheit unterstellt. Trump sichtlich genervt: «Der soll doch den Test machen, den ich kürzlich mit der Höchstpunktzahl abgeschlossen habe.» Dabei spricht er auf einen Test an, der die kognitive Leistungsfähigkeit testet und dessen Ergebnisse seine Ärzte «völlig überrascht» hätten. Wallace hat wohl gehofft, das Thema wird angesprochen. Denn er sagt: «Auch ich habe den Test gemacht.» Trump: «Wie lief es?» Wallace: «Besonders schwer war es nicht. Da musste zum Beispiel ein Elefant von einer Schlange unterschieden werden.» Trump: «Ja, am Anfang war es einfach. Aber gegen Ende wurde es sehr schwer. Ich wette, die letzten fünf Fragen konnten Sie nicht beantworten.» Wallace: «Nun ja, eine davon war, von Hundert um sieben zurückzurechnen. Das gibt 93.» Trump gibt nicht auf: «Aber ich habe alle Fragen richtig beantwortet. Das würde Biden nicht schaffen!»

Wallace gibt Trump auch die Chance, mit den Gerüchten aufzuräumen, dass er eine Wahlniederlage im Herbst nicht akzeptieren würde. Dass er stattdessen weiter im Weissen Haus bleiben wolle, egal, wie das Ergebnis sein werde. Trump: «Das weiss ich noch nicht.»

Irgendwann im rund 40 Minuten dauernden Gespräch sagt Trump nur noch: «Ich will ehrlich mit Ihnen sein: Ich bin kein grosser Fan von Fox.» (vof)

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