Ischgl – Wettsaufen mit Trillerpfeifen
Ischgl, der österreichische Ballermann der Alpen, gilt als Corona-Schleuder für Skiurlauber aus Deutschland und Skandinavien. Am 5. März erklärte Island Ischgl zum Risikogebiet und setzte den Ort auf Stufe Wuhan, nachdem Landsleute mit Symptomen zurückgekehrt waren.
Zwei Tage später wurde im Après-Ski-Lokal «Kitzloch» ein Barkeeper positiv getestet. Verheerend: Er und seine Kollegen hatten Trillerpfeifen umgehängt, in die das Personal und die trinkenden Gäste bliesen, um die Party anzuheizen – oder um sich den Weg durch die feiernden Massen zu bahnen.
Eher zögerlich ergriffen die Behörden Massnahmen und schlossen schliesslich Pisten und Hotels. Inzwischen hat sich die Staatsanwaltschaft eingeschaltet. Sie geht unter anderem dem Verdacht nach, dass ein Gastrobetrieb Ende Februar einen positiven Test einer Mitarbeiterin nicht gemeldet hatte.
Mailand – Viren-Nebel im Fanjubel
Das Fussballspiel zwischen Atalanta Bergamo und Valencia, bei dem der Schweizer Remo Freuler (27) am 19. Februar herrlich in die Ecke traf, gilt als «partita zero», als Spiel Null. Im Hinspiel des Champions-League-Achtelfinals in Mailand lag wegen der kollektiven Euphorie über den 4:1-Sieg der Italiener so viel Schleim und Speichel in der Luft, dass sich möglicherweise viele der 44'000 Zuschauer ansteckten.
Als am 23. Februar die ersten Patienten das Bezirksspital Alzano Lombardo aufsuchten, unterschätzte die Leitung die Gefahr und ergriff keine besonderen Massnahmen. Bald darauf steckten sich Ärzte und Pflegekräfte an und trugen das Virus in ihren Bekanntenkreis. Zwei Wochen später, nach Ablauf der Inkubationszeit, explodierten die Fallzahlen in Bergamo und Umgebung.
Bangkok – Superstreuer am Boxmatch
In Thailand geht man davon aus, dass sich das Virus vom Lumpini-Boxstadion aus ausgebreitet haben könnte. Manoon Leechawengwongs, Spezialist für Atemwegserkrankungen, sagt, ein Boxfan habe sich das Virus von einem Verwandten zugezogen, der aus Italien zurückgekehrt sei. Der Boxfan sei am 6. März ins Stadion gegangen, ohne zu wissen, dass er infiziert war.
Offenbar wurde er zum «Superstreuer», weil über 50 weitere Boxfans erkrankten und das Virus weitertrugen. Der Arzt behauptet, das aus Italien importierte Virus sei aggressiver und gefährlicher als das Virus aus Wuhan. Inzwischen wurde in Thailand der Ausnahmezustand verhängt.
New York – Jede Stunde ein Toter
Zwar wurden die ersten Fälle in den USA im Bundesstaat Washington festgestellt, doch inzwischen ist New York zum eigentlichen Krisenherd geworden. In der grössten Stadt der USA, wo in den Strassen und U-Bahnen ein Gedränge herrscht, stirbt praktisch jede Stunde ein Mensch am Virus.
Bürgermeister Bill De Blasio (58) sagte: «Wir sind in New York City jetzt das Epizentrum der Krise in den Vereinigten Staaten.» Er warnte vor einer Zuspitzung der Lage. «Das Schlimmste kommt noch. Der April wird viel schlimmer als der März. Und ich fürchte, der Mai könnte schlimmer werden als der April.»
US-Präsident Donald Trump (73) scheint dies nicht gross zu kümmern. Weil er wieder «Business» machen will, könnte er schon bald die Massnahmen wieder lockern.
Wuhan – Von Tieren übertragen
Die chinesische Millionenstadt gilt als jener Ort, wo das neuartige Virus auf einem Wildtiermarkt laut der US-Fachzeitschrift Science am 18. September 2019 zum ersten Mal aufgetreten ist. Man geht davon aus, dass es von Fledermäusen stammt und wahrscheinlich über ein Säugetier auf den Menschen überging.
China riegelte im Januar mehrere Millionenstädte komplett ab. In den vergangenen Tagen konnten die Massnahmen gelockert werden und der Alltag ist mehr oder weniger wieder zurückgekehrt.
Verbier – «Die Spitze des Eisbergs»
Ärzte in Verbier haben gefordert, den Walliser Ort und das ganze Val de Bagnes unter Quarantäne zu stellen, weil sie die Region als einen der grössten Infektionsherde der Schweiz halten. Die Ärztin Sabine Popescu sagte: «Wir müssen die Region um jeden Preis von der Umwelt abkapseln, um das Wallis und die Schweiz zu schützen.» Es gebe zu viel «Kommen und Gehen», vor allem von Arbeitern.
Popescu rechnet damit, dass es bald mehr als 60 Infizierte gebe, was aber nur die Spitze des Eisbergs sei. Diese Woche entschied sich der Walliser Staatsrat gegen eine Abriegelung des Ferienorts.
Tessin – Eintrittstor der Schweiz
Wohl wegen der Nähe zum Infektionsherd Norditalien ist das Tessin in der Schweiz am meisten betroffen. So war auch der erste Infizierte in der Schweiz in 70-jähriger Tessiner, der sich am 15. Februar in der Region Mailand an einer Versammlung angesteckt hatte.