Obwohl es in den USA bei der Ausbreitung des Coronavirus überhaupt keine Anzeichen von Entspannung gibt, will US-Präsident Donald Trump (73) die vor kurzem eingeführten Einschränkungen schon bald wieder lockern. Trump sagte, dass seine «hervorragenden Experten» die Variation der Krankheit im ganzen Land studieren und neue Protokolle empfehlen würden, damit «die lokale Wirtschaft ihre Tätigkeit zum gegebenen Zeitpunkt wieder vorsichtig aufnehmen» könne.
Trump liegt mit seiner Ungeduld im eigenen Land quer in der Landschaft. Erst am Montag hatten vier Bundesstaaten strengere Massnahmen für Einwohner und Unternehmen angeordnet. Denn die Zahlen der Toten und Infizierten steigen laufend. Nach Angaben der Johns Hopkins University gibt es inzwischen mehr als 40'000 bestätigte Infektionsfälle und rund 500 Todesopfer.
Die Alten opfern
Trump wird hart kritisiert. Auf Twitter wird ihm vorgeworfen, die Alten und Schwachen zugunsten der Wirtschaft zu opfern. Andrew Lawrence, Vizedirektor bei Media Matters for America, schreibt: «Der Präsident sagt uns, wir sollten uns selber vergiften, und die Republikaner sagen, dass unsere Grosseltern sterben sollten, und die Demokraten werden immer noch einen Weg finden, die Wahlen platzen zu lassen.»
Doch selbst bei älteren Amerikanern kommt Trumps Botschaft gut an. Dan Patrick, der 69-jährige Vizegouverneur von Texas, ist sogar bereit, zugunsten des Landes sein Leben zu lassen. Auf «Fox News» sagte er, dass man wenigstens darüber diskutieren solle, ob nicht ältere Bürger geopfert werden sollten. Patrick: «Ich denke, es gibt da draussen viele Grosseltern wie mich, ich habe sechs Enkel. Ich will nicht, dass das ganze Land geopfert wird», so Patrick.
Seine Botschaft: «Lasst uns an die Arbeit gehen, lasst uns wieder leben. Lasst uns klug sein, und wir, die wir über 70 Jahre alt sind, wir passen selbst auf uns auf.»
Es habe ihn als älteren Bürger niemand gefragt, ob er sein Leben im Tausch gegen das von allen geliebte Amerika riskieren würde, um es für seine Enkel zu erhalten. Er selbst sei bereit, sein Leben zu geben.
Strände und Wanderwege geschlossen
Um die Pandemie einzudämmen, gelten inzwischen für mehr als ein Drittel der Einwohner der USA Ausgangsbeschränkungen – darunter in New York, Los Angeles und Chicago, den drei grössten Städten des Landes. Das wirtschaftliche Leben ist erheblich beeinträchtigt. So haben etwa die drei Autokonzerne General Motors, Fiat Chrysler und Ford ihre Fabriken in Nordamerika stillgelegt.
In Kalifornien sind erstmals Strände geschlossen. Der Bürgermeister von San Diego ordnete die Schliessung städtischer Strände, Parks und Wanderwege an.
Streit im Parlament
Im Ringen in Washington um ein gigantisches Hilfsprogramm zur Eindämmung der wirtschaftlichen und sozialen Folgen der Corona-Krise gab es bisher keinen Durchbruch. Die Demokraten brachten im Senat erneut eine Verfahrensabstimmung zum Scheitern und verhinderten damit eine Debatte über den eigentlichen Gesetzestext.
Die oppositionellen Demokraten bemängeln unzureichende Schutzmassnahmen für Beschäftigte und eine fehlende Kontrolle, wie Hilfen an in Not geratene Grosskonzerne vergeben werden. Das Hilfspaket könnte einen Umfang von umgerechnet rund 1,87 Billionen Euro haben. Es wäre das dritte – und bei weitem grösste – US-Nothilfepaket seit Beginn der Krise.
Wuhan war zwei Monate geschlossen
Die Lockerungen können laut Trump Anfang der kommenden Woche verkündet werden. Dann endet eine 15-Tage-Periode für Empfehlungen, die Trumps Regierung zur Bekämpfung des Coronavirus vorgelegt hatte. Trump sagte, die weltweit führende Wirtschaftsmacht sei nicht gebaut worden, um stillgelegt zu werden. Er versprach: «Amerika wird schon bald wieder offen für Business sein.»
In der chinesischen Stadt Wuhan, wo der Erreger zum ersten mal festgestellt wurde, dauerten die harten Isolationsmassnahmen zwei Monate. Nur so konnte die Verbreitung des Virus eingedämmt werden. Die so frühe Rückkehr zum Alltag könnte daher in den USA verheerend für die ältere Bevölkerung werden. Denn nicht alle wollen sich für ihr Land opfern, wie es der texanische Vizegouverneur tun würde.
Das Coronavirus beschäftigt aktuell die ganze Welt und täglich gibt es neue Entwicklungen. Alle aktuellen Informationen rund ums Thema gibt es im Coronavirus-Ticker.
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Seit Donald Trump 2016 zum 45. Präsident der Vereinigten Staaten gewählt wurde, wirbelt er die internationale Politik durcheinander. Bleiben Sie auf dem Laufenden mit allen Bildern, News & Videos aus den USA.
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