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Saisonende für Partymeile:Ausgeballert am Ballermann

BLICK an der berühmtesten Party-Meile Europas
Ausgeballert am Ballermann

Zuerst kam Corona, danach die Regierung: Seit Monaten kann auf dem Ballermann kaum Party gemacht werden. Mit dramatischen Folgen für die Einheimischen. BLICK-Reporter Fabian Vogt hat sich vor Ort umgesehen.
Publiziert: 19.07.2020 um 23:32 Uhr
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Aktualisiert: 30.07.2020 um 20:06 Uhr
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Solche Bilder möchten auf Mallorca immer weniger Menschen sehen: Grölende Party-Touristen. Darum gibt es ein Anti-Sauftourismus-Gesetz.
Foto: Getty Images
Fabian Vogt

Freitagabend am Ballermann. Es riecht nach Meer. Nach Salz. Nach Fisch. Das ist aussergewöhnlich auf dem berühmtesten Strandabschnitt Europas, insbesondere im Hochsommer. Normalerweise duftet es hier nach Sonnencreme, Haarspray, Deo und ganz viel Bier.

Doch dieses Jahr ist alles anders. Es fehlen Liegestühle mit Handtüchern darauf, die Musikboxen bleiben stumm, und wo sonst Tausende Menschen flanieren, spazieren höchstens ein paar Möwen umher. Die Party am Ballermann ist vorbei.

Niemand will die Sonnenbrillen von Alex

Auf die leere Strasse hat sich Alex (42) verirrt. Seit 21 Jahren läuft der Senegalese an der Strandpromenade hin und her, verkauft Armbänder und Uhren. Mit gefälschten Markenartikeln will er für seine Familie sorgen, die zu Hause in Afrika lebt. Das würde normalerweise sehr gut funktionieren, dieses Jahr aber könne er nicht einmal für sich selbst sorgen. «Meine Wohnung kostet 500 Euro pro Monat», sagt Alex. «Seit vier Monaten konnte ich die Miete nicht bezahlen, bald werde ich rausgeschmissen.»

Das Schlimmste aber sei der Kontakt mit seinen Liebsten, die enttäuscht und verunsichert im Senegal warten. «Letzte Woche riefen meine vier Kinder an und fragten, warum sie dieses Jahr kein Geld für Schulsachen bekämen.» Er hätte ihnen gesagt, dass er so hart arbeite wie nie und alles versuche, um ihnen zu helfen. «Aber derzeit läuft einfach nichts.»

Feiernde Touristen sorgten für Entrüstung

Zuerst hat Corona die Party am Ballermann beendet. Danach verriegelte die mallorquinische Regierung die Türen. Nachdem Mitte Mai der Lockdown auf der Baleareninsel gelockert worden war, konnte die Partysaison – mit diversen Auflagen – doch noch starten. Bis vergangenes Wochenende Bilder von jungen Menschen, die viel zu voll und viel zu nahe beieinander feierten, weltweit für Entrüstung sorgten.

Die Regierung reagierte. Beschloss vor wenigen Tagen, sämtliche Bars und Clubs zwischen Schinken- und Bierstrasse zwei Monate lang zu schliessen. Was faktisch das Saisonende bedeutet, denn ab Mitte Oktober wird es den meisten Touristen auf der Insel zu kalt.

Bewohner können sich kaum Essen leisten

«Es gab hier schon viele Ups and Downs», sagt Beatrice Ciccardini (65), Wirtin des Restaurants Zur Krone. «Aber so schlimm wie dieses Jahr war es noch nie.» Wenn das jemand beurteilen kann, dann die Schweizerin. Seit 44 Jahren arbeitet die ehemalige Reiseleiterin auf Mallorca, besass mit ihrem Ex-Mann mehrere Clubs, unter anderen das Oberbayern und den legendären Bierkönig.

Dass das Partyleben nun bereits das zweite Mal dieses Jahr quasi zum Stillstand gekommen ist, liegt ihrer Meinung nach an der Regierung, die «schon lange keinen Sauftourismus mehr will, viel eher eine zweite Copacabana». Ihre Gedanken sind bei den Angestellten und Kollegen, von denen nun viele vom Staat leben müssten, mit 400 bis 600 Euro pro Monat. Was auch in Spanien nicht zum Leben reicht. «Ich habe viele Bekannte, die sich derzeit nicht einmal das Essen leisten können.»

Toni putzt saubere Gläser

Am anderen Ende des Ballermanns putzt Toni (25) Gläser. Wohl mehr aus Langeweile, denn Gäste hat es im Café Levita keinen einzigen. «Hier arbeiten in der Regel zehn Personen am Freitagabend. Heute sind es deren vier», sagt Toni. Einige der Kollegen hätten auch nach Monaten auf der Strasse noch kein Geld gesehen.

Auch er macht die Regierung verantwortlich. «Die will keinen Billigtourismus, sondern Leute ab 30 Jahren, die Geld haben», glaubt der Kellner. Entsprechend seien die letzten Jahre lauter Vier- und Fünfsternehotels rund um den Ballermann entstanden, die den jugendlichen Komasäufern kaum ins Budget passen.

Vor dem Café läuft in dem Moment Alex vorbei. Er hat gerade eine weitere Runde beendet, ohne irgend etwas verkauft zu haben. Es wird dieses Jahr nicht die letzte gewesen sein.

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