Aufklärung mit Youtube-Videos
So bringt Schweden Migranten Sex bei

Die schwedische Regierung pumpt Geld in eine Reihe von Lehrfilmen, um Migranten über Sex aufzuklären. Das Sozialministerium bezeichnet das Projekt als «äusserst dringend».
Publiziert: 04.05.2018 um 19:44 Uhr
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Aktualisiert: 12.09.2018 um 16:20 Uhr
Schweden erstellt Sexkunde-Videos für Migranten
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Mit 420'000 Franken wird dieses Projekt finanziert:Schweden erstellt Sexkunde-Videos für Migranten

«Lust und Vergnügen», «Weibliche Genitalien», «Schmerzen beim Geschlechtsverkehr» und «Geburt»: So heissen Animationsfilme der schwedischen Vereinigung für Sexualerziehung (RFSU). Die Organisation hat bisher elf solcher Videos erstellt. Damit sollen verschiedene Aspekte der Sexualerziehung für Migranten abgedeckt werden, wie «Russia Today» berichtet.

Schwedens Sozialministerin Annika Strandhäll hat angekündigt, umgerechnet 420'000 Franken für die Finanzierung des Projekts bereitzustellen. «Wir haben festgestellt, dass einige Migrantinnen aus Gesellschaften kommen, die völlig unterschiedliche Normen, Regeln und Gesetze haben», sagt sie zum öffentlich-rechtlichen Sender «STV».

«Finanzierung ist extrem dringend»

Aufklärung sei deshalb notwendig: «Durch dieses Projekt haben diese Frauen die Chance, die sexuellen und reproduktiven Rechte in Schweden zu verstehen.» Die Ministerin fügt hinzu, dass die Finanzierung «extrem dringend» sei.

Die Videos gibt es in diversen Sprachen. Darunter in Arabisch, Somali, Persisch, Kurdisch und Englisch. Alle diese zeigen auf: «Jeder hat das Recht auf Sex und Beziehungen.» Mit der neuen Finanzspritze plant die Organisation, neue Versionen der Videos in weiteren Sprachen zu erstellen.

Sexualkunde für Migranten in der Schweiz

Die deutsche Regierung hat 2016 eine ähnliche Webseite mit dem Namen Zanzu.de erstellt. Die Reaktionen seien generell positiv gewesen. Heinz-Jürgen Voss, ein Sexualwissenschaftler an der Universität Merseburg, entgegnete jedoch: «Es ist rassistisch anzunehmen, dass Ausländer weniger Sexualkunde hätten als Deutsche.»

In der Schweiz gibt es das Portal Sex-i.ch, das ebenfalls Informationen in verschiedenen Sprachen anbietet. Annelies Steiner von Sexuelle Gesundheit Schweiz sagt zu BLICK: «Das Video als Medium ist sicher sinnvoll. Derzeit haben wir zwar kein ähnliches Projekt geplant, schliessen es aber in der Zukunft nicht aus.» 

Ausserdem wird in einigen Integrationskursen Sexualkunde für Flüchtlinge angeboten. Jedoch auch ohne Animationsfilme. (szm)

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