Die Bilder vom Rütli sind bis heute unvergessen. Am 1. August 2005 schrien knapp 800 Rechtsextreme den damaligen Bundespräsidenten Samuel Schmid (damals SVP) nieder. Sie grölten, pfiffen – und streckten den Arm zum Hitlergruss.
Verantwortlich für die «Schande vom Rütli» war die Partei National Orientierter Schweizer (Pnos). Nach ihrer Gründung im Jahr 2000 wurde sie zum zentralen Pfeiler der Schweizer Neonazi-Szene.
Jetzt löst sich die Partei auf. In einem Brief, der Blick vorliegt, informiert Präsident Florian Gerber die Mitglieder: «Altes und somit marode Gewordenes gehört abgestreift.» Die Vorstände hätten beschlossen, die Partei auf Anfangs 2022 aufzulösen.
Pnos-Leute sassen in Parlamenten
Die Pnos versuchte über Jahre hinweg, sich als parlamentarischen Arm der Schweizer Neonazi-Szene zu etablieren. Gelungen ist ihr das nie. Zwischen 2004 und 2011 stellte die Partei jeweils einen Sitz im Stadtrat von Langenthal BE und im Gemeinderat von Günsberg SO.
Bis heute hat es die Pnos nicht geschafft, ihr Image als gewaltbereite Gruppierung abzustreifen. Zu eindeutig blieb sie mit militanten Kameradschaften und dem Neonazi-Netzwerk Blood and Honour verbandelt. Mehrere ehemalige Kader sind wegen Körperverletzung und Rassendiskriminierung verurteilt. Zuletzt erhielt Tobias Steiger, Ex-Chef der Sektion Basel, Mitte 2021 einen Strafbefehl wegen antisemitischer Äusserungen.
Wandel in der Szene
Das Ende der Pnos steht auch für einen Wandel in der rechtsextremen Szene der Schweiz. In den vergangenen Jahren hatte die Partei Mühe, jüngere Mitglieder zu rekrutieren. Sie verschwand zunehmend in der Bedeutungslosigkeit.
Erfolgreicher waren Gruppierungen aus der neuen Rechten, etwa die Junge Tat. Sie hat es geschafft, den Rechtsextremismus wieder attraktiv für junge Menschen erscheinen zu lassen. Die Gruppe gibt sich gegen Aussen hip und setzt auf professionell produzierte Propagandavideos, die sie online über Instagram und Telegram verbreitet. Inhaltlich ist die Junge Tat genauso radikal, wie es die Pnos war.
Im Brief an die Mitglieder kündigt Pnos-Präsident Gerber an, den Kampf auf alternativen Wegen weiterzuführen. Ein «konkretes Projekt von nationaler Prägung» befinde sich bereits im Aufbau.