Viele Männer – übrigens auch viele Frauen – haben enorme Mühe, offen, ehrlich und vor allem persönlich mit anderen zu reden. Es überfordert sie schlicht, und wenn man sie dazu nötigt, machen sie erst recht zu. Die einen erstarren und warten, bis man sie in Ruhe lässt, andere weinen, die Dritten werden wütend, und die übrigen laufen einfach davon.
Für ihre Partner, Kinder, Freunde und Mitarbeiter ist das enorm frustrierend und schmerzhaft. Man hat mit diesen Menschen stets nur eine halbe Beziehung. Ihr Wunsch, mit Ihrem Mann eine ganze zu führen, ist ebenso nachvollziehbar wie legitim, aber leider sinnlos. Sie können klagen, flehen, drohen und fluchen, so viel Sie wollen, Sie machen damit alles nur noch schlimmer. Denn Ihr Mann gehört offenbar zu der riesigen Gruppe von Menschen, die irgendwann gelernt haben, dass andere Menschen eine Bedrohung darstellen, gegen die man sich nur wappnen kann, indem man sich seelisch abschottet. Ihr forderndes Verhalten bestätigt ihn wohl nur darin – so wie wir alle die Neigung haben, in allem, was uns widerfährt, einen Beweis für unsere Überzeugungen zu sehen.
Sie haben nur wenige Optionen, und so richtig erfreulich ist keine: Entweder Sie verlassen Ihren Mann – seine Kommunikationsverweigerung ist ein plausibler Anlass dafür –, oder Sie akzeptieren, dass er nicht ernsthaft mit Ihnen sprechen kann, und akzeptieren zudem das Gefälle, das sich dadurch in Ihrer Beziehung ergibt. Abflachen können Sie es, indem Sie selber authentisch mit ihm reden und einfach keine Reaktion erwarten.
Vielleicht lernt er dabei, dass Offenheit und Intimität tolle und harmlose Dinge sind, vielleicht aber auch nicht. Es ist letztlich seine Entscheidung, was für ein Leben er führen will. Sie können nur entscheiden, ob es sich an Ihrer Seite abspielen soll.