Endlich, ist man geneigt zu sagen. Endlich weg von den Autos, hin zu den Velos. Gesund, ökologisch, schnell, gut für die Psyche. Das Zweirad erweist sich in vieler Hinsicht als ideales Verkehrsmittel. In Städten für den Arbeitsweg, auf dem Land und in den Bergen als Freizeitsport. Gemerkt haben das im Frühling viele. Der Lockdown hat uns die Augen geöffnet. Herr und Frau Schweizer schwingen sich häufiger auf den Sattel und treten in die Pedale. Bis zu dreimal mehr als noch vor Corona!
Alles wunderbar also – wäre da nur nicht die städtische Infrastruktur, die oft noch ziemlich velounfreundlich ist. Seit Jahren schielen wir nach Holland oder Skandinavien, wo es teils mehr Velos als Menschen gibt, wo das Velo fester, unbestrittener Bestandteil des Alltags ist. Sommer wie Winter.
In der Schweiz hingegen kämpft die Velo- gegen die Autolobby. Der Platz auf den Strassen ist knapp. Ein hart umkämpftes Pflaster. Das muss nicht sein. Die Politik arbeitet zwar daran, die Unfälle und Verkehrstoten gehen zurück. Aber der Prozess ist träge. Erst 2018, nachdem der «Bundesbeschluss Velowege» vom Schweizer Stimmvolk mit 73,6 Prozent (!) angenommen wurde, wurde die Verfassungsgrundlage für mehr Veloförderung geschaffen. Ein Schritt in die richtige Richtung.
Es bleibt zu hoffen, dass der Lockdown nicht nur den Bürgerinnen und Bürgern die Augen geöffnet hat, sondern auch der Politik. Denn Beispiele im Ausland zeigen: Wenns sein muss, ist eine Strasse schnell velofreundlich gemacht. Letztlich haben alle etwas davon.