In der Schweiz herrscht Wohnungsnot. Nicht zum ersten Mal. «Wo-Wo-Wonige», skandierten Zürichs Revoluzzer schon Ende der 80er-Jahre. Jetzt sind wir wieder am gleichen Punkt: In manchen Städten ist es einfacher geworden, einen Parkplatz zu finden, als ein bezahlbares Dach über dem Kopf. Und das will etwas heissen.
Wie häufig in Zeiten grosser Not, schlägt nun die Stunde der Vereinfacher. Angesichts einer komplexen Problemlage präsentieren sie politische Lösungen, die allesamt eines gemeinsam haben: Sie taugen nichts.
Als vergangene Woche bekannt wurde, dass der Kanton Aargau minderjährige Asylsuchende in einer Liegenschaft in Windisch unterbringen möchte, zog die SVP mit dem verbalen Vorschlaghammer in den Häuserkampf: «Dass Schweizer Mieterinnen und Mieter aus ihren Wohnungen geworfen werden, um Platz für Asylschmarotzer aus aller Welt zu schaffen, ist ein Skandal.» Das Rezept der Rechten gegen die Wohnungsnot: Grenzen dichtmachen!
Nicht minder populistisch reagierte die SP. Nationalrätin Jacqueline Badran schlug vor, die private kalifornische Buchungsplattform Airbnb zu verbieten. Auf diese Weise würden hierzulande 20'000 Wohnungen frei. Auf einen Schlag.
Wie die Sozialdemokraten träumen auch die Grünen von staatlichen Eingriffen: Vermieter sollen per Gesetz dazu verpflichtet werden, strengere Belegungskriterien anzuwenden. Dass zum Beispiel in eine Dreizimmerwohnung mindestens zwei Mieter einziehen müssen. Das Rezept der Linken gegen die Wohnungsnot: WG-Zwang für alle.
Weder Ballenberg-Fantastereien noch Planwirtschaft bringen uns in der Sache weiter. Wollen wir den Wohlstand mehren, braucht unser Land Zuwanderung. Um die Zersiedelung zu stoppen und erschwinglichen Wohnraum für alle bieten zu können, müssen wir in den Städten cleverer – und zugleich deutlich mehr – bauen. Das heisst: verdichten und aufstocken. Bei einer Leerwohnungsziffer wie in Zürich, die nicht mal dem Alkoholgehalt eines alkoholfreien Biers entspricht, ist der Schattenwurf aufs Kinderplanschbecken kein überzeugendes Argument mehr.
Flüchtlinge und Airbnb sind nicht das Problem. Wer damit argumentiert, betreibt bestenfalls Wahlkampf. Um die Wohnungsnot zu lindern, hilft nur das banalste Gesetz der Ökonomie: Steigt das Angebot, sinken die Preise. Statt mit untauglichen Lösungsvorschlägen zu wetteifern, muss die Politik Anreize schaffen, damit mehr gebaut wird:
Wo-Wo-Wonige statt Wa-Wa-Wahlkampf!