Tiktok wird fast immer auf die App mit den tanzenden Teenagern reduziert. Dabei gibt es auf dieser Onlineplattform so viel mehr! Von heissen Polit-Diskussionen über Selbstverteidigungstricks bis hin zu Tiktok-Handzeichen, die entführten Mädchen das Leben retten.
Inzwischen treten auf Tiktok auch Therapeutinnen auf, die über mentale Krankheiten aufklären.
Und Kritiker meinen: «Das ist doch schädlich! Wir setzen damit die jüngere Generation einer Gefahr aus!»
Wo ist denn bitte die Gefahr? Die wirkliche Gefahr ist doch, dass mentaler Gesundheit immer noch zu wenig Beachtung geschenkt wird. So wenig, dass die Aufklärung über Tiktok grosse Aufmerksamkeit findet.
Klar, Tiktok kann keine professionelle Therapie ersetzen – soll es ja auch nicht. Aber dass jetzt aktiv eine Entstigmatisierung mentaler Störungen stattfindet, dass das Reden darüber normalisiert und die Therapie nicht mehr als Schande abgestempelt wird, ist ein extrem wichtiger Schritt. Ebenso wichtig wie die Aufgabe der Eltern, jüngeren Social-Media-Usern zu erklären, dass man dort nicht alles glauben soll.
Seien wir ehrlich: Die Tiktok-Generation weiss, wie mit sozialen Medien umzugehen ist. Also darf man ihr auch zumuten, ihnen mit ein bisschen Hilfe ihrer Eltern mit gesunder Skepsis gegenüberzutreten.
Schlussendlich ist es aber auch nicht schlimm, dass sich jetzt manche über die Tiktok-Therapie empören – so diskutiert man wenigstens über die bessere Pflege der psychischen Gesundheit, als dies noch ein weiteres Jahrzehnt totzuschweigen.