Jetzt muss ein Schweizer Swissness zurückbringen
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Blickpunkt zum Thiam-Rücktritt:Jetzt muss ein Schweizer Swissness zurückbringen

BlickPunkt zum Rücktritt von Tidjane Thiam
Jetzt bringt ein Schweizer die Swissness zurück

Der Verwaltungsrat der CS hat eingesehen, dass er die Krise nicht einfach aussitzen kann: CEO Tidjane Thiam war nicht mehr zu halten. Dass auf ihn ein Schweizer folgt, ist kein Fehler – Swissness ist der grösste Trumpf des Finanzplatzes Zürich.
Publiziert: 07.02.2020 um 23:00 Uhr
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Christian Dorer, Chefredaktor der Blick-Gruppe.
Foto: Shane Wilkinson
Christian Dorer, Chefredaktor Blick-Gruppe

Nun also doch! Ende September wurde bekannt, dass die Credit Suisse ihren früheren Starbanker Iqbal Khan (43) von Detektiven ausspionieren liess. 140 Tage später bezahlte CEO Tidjane Thiam (57) dafür mit seinem Kopf.

Der Verwaltungsrat der Grossbank, allen voran dessen Präsident Urs Rohner (60), hat die Lage lange Zeit falsch eingeschätzt und meinte, er könne die Krise aussitzen und damit Mitarbeiter, Kunden, Aktionäre und die Schweizer Bevölkerung für dumm verkaufen.

Wirklich aufgeklärt wurde die Affäre nie. Nach der ersten Untersuchung sagte Rohner, die Geheimaktion sei ein absoluter Einzelfall – bis auskam, dass auch CS-Personalchef Peter Goerke (56) überwacht worden war!

Der Verwaltungsrat hat endlich eingesehen, dass der Unmut zu gross wurde, das Image zu sehr gelitten hat, der Vertrauensverlust zu schwer wog, um einfach weiterzumachen, als sei nichts geschehen. Es ging offenbar nicht mehr anders, als zu verkünden: «Der Verwaltungsrat der Credit Suisse hat einstimmig den Rücktritt von Tidjane Thiam angenommen.» Im Klartext: Thiam wurde ohne Gegenstimme entlassen.

Es wäre trotzdem falsch, Thiams Leistung auf die Beschattungs-Affäre zu reduzieren. Er übernahm die CS vor fünf Jahren in kritischer Verfassung und brachte sie wieder auf Kurs. Und er war einer der aussergewöhnlichsten CEOs, eine echte Bereicherung für die Schweizer Wirtschaftswelt: blitzgescheit, weltgewandt, lebensklug. Als Minister der Elfenbeinküste kehrte er 1999 von einer Reise in sein Land zurück, obwohl ein General die Regierung wenige Tage zuvor in einem mörderischen Putsch beseitigt hatte!

Doch an der Spitze von Credit Suisse beging Thiam denselben Fehler, den so viele CEOs und Politiker begehen, sobald etwas schiefläuft: Weder legte er alle Fakten auf den Tisch, noch entschuldigte er sich. Es blieb Thiams Geheimnis, weshalb sein engster Mitarbeiter eine Überwachung angeordnet haben sollte, ohne dass er selbst davon wusste. Der Preis dafür: Niemand glaubte ihm mehr.

Urs Rohner und der Verwaltungsrat haben gerade noch die Kurve gekriegt, um einigermassen unbeschadet aus dem Schlamassel herauszukommen. Rohners bisher geschicktester Schachzug: Er machte Thomas Gottstein zu Thiams Nachfolger. Der 55-jährige Chef des Schweizer CS-Geschäfts gilt als integer, fleissig und nahbar, er ist eher ein Schaffer als ein Starbanker.

Zur wundersamen Welt der Verschwörungstheorien gehört die These, die harsche Kritik an Thiam habe eine rassistische Komponente. Das ist absurd: Die Schweiz ist ein weltoffenes Land, hier kann jeder jede Karrierestufe erklimmen. Umgekehrt hätte wohl niemand sonst – kein Schweizer, kein deutscher und kein amerikanischer CEO – den Beschattungsskandal unbeschadet überleben können.

Und selbstverständlich darf die Nationalität bei der Besetzung von Spitzenpositionen keine Rolle spielen. Doch in der aktuellen Krise ist es ein Glücksfall, dass nun ein Schweizer die Führung der CS übernimmt. Seit das Bankgeheimnis abgeschafft wurde, sind die Stabilität und der hervorragende Ruf unseres Landes der grösste Trumpf der hiesigen Banken. Für das Marketing-Argument der Swissness steht künftig auch der Schweizer CS-Chef.

Die Kunden gehen nicht zu Credit Suisse, weil sie «Credit» suchen. Den finden sie auch anderswo.

Sie wollen «Suisse».

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